Ein präziser, gut
beobachteter, vielschichtiger und komplexer Film, der viele
Themenkomplexe anbietet, von denen sich jeder greifen mag, was er
will. Mein „Elena“ erzählt in erster Linie von verschiedenen
Formen der Gewalt – eine, die aus der Repression und Frustration
erwächst und einer, die rituell die Zugehörigkeit zu einer Gruppe
beschließt. Der erste Gewaltakt ist ein Resultat der Frustration um
eine fast ausschließlich routinisierte Ehe, die in einer tristen
Alltagswelt verortet ist. Zudem bricht sich im Mord am Ehemann auch
die Frustration um unerfüllte Träume und die Machtlosigkeit im
eigenen Lebensentwurf bahn. Elena verblieben begrenzte
Handlungsoptionen, um aus dem Gefängnis Ehe auszubrechen und die
Aussicht auf ein besseres Leben für die unterprivilegierte Familie
ihres Sohnes zu erhalten. Der zweite Gewaltakt ist physischer, seinem
sozialen Milieu entsprechend und im Grunde selbsterklärend. „Elena“
eint die Gesellschaft im Akt der Gewalt. Wo Gewalt in dem einen
Milieu jedoch lediglich das tumbe, in gewisser Weise ehrliche
Ausleben von Trieben bedeutet (ein Schlag in die Fresse provoziert
eine konkrete, physische Reaktion), bedeutet es im anderen Milieu die
vollständige Verrohung gesellschaftlicher Strukturen, die der Film
in einem Dialog zwischen Vater und Tochter bereits nihilistisch
andeutet. Elena's Mord geschieht aus Kalkül, sie infiltriert die
High Society und lässt die Trainings-Anzug-tragenden,
dauerschwangeren Langzeitarbeitslosen in ihre Paläste einkehren.
„Elena“ entbehrt dementsprechend schon nicht eines gewissen,
rabenschwarzen Humors. Auch wenn einem das Lachen bisweilen im Halse
stecken bleiben möchte. Für das Leben im Elfenbeinturm!
6.5/10
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