Wunderbares, wohltuendes,
unmittelbares Kino abseits der Narration. Kino, das für den Moment
lebt und Handlungsbögen zunächst als Gerüst versteht, an dessen
Ausformungen und Schnörkeln es sich kreativ entlang-zu-tänzeln
gilt. Ganz besonders hervorzuheben ist die wunderbare, berühmte
Singin' in the Rain-Sequenz, die an die Kraft zur Entscheidung
gemahnt, die jedem von uns innewohnt und die Glück als Resultat
einer bewussten Entscheidung fernab Schicksals-gläubigem
Determinismus versteht. In fabelhaften Technicolor-Bildern wirft
„Singin' in the Rain“ einen ironischen Blick auf den Anbruch
der Tonfilm-Ära und damit auch auf jene, die auf der Strecke
geblieben sind, weil sie den Ansprüchen des evolutionierten
Showgeschäfts nicht gewachsen waren. Es ist aber auch ein ironischer
Blick auf Hollywood per se und hinter die Kulissen in die Büroräume
überforderter Studio-Bosse. Die Ausdruckskraft der Stummfilmzeit,
fest verwurzelt in der Theatertradition seiner Entstehungszeit,
vereint mit den Klängen Zukunfts-enthusiastischer Tanzbären, die
nicht wissen ob sie Schauspieler oder Schausteller sind. Ein Film
über die Gestörten des Medienzirkus, die dem, was über sie
geschrieben wird, einmal zu oft auf den Leim gegangen sind und andere
ihre Lebenswirklichkeit entwerfen lassen. Und ein Film über die
kreativen Köpfe und funkelnden Sterne, die im Ton, in der Musik und
im Tanz eine Chance sehen. Überlebensgroßes, zeitloses Kino von
umwerfender Ausdruckskraft. Kino, das ganz aufrichtig an ein Happy
Ending zu glauben scheint. Was kann es schöneres geben?
8/10
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