Liebenswert. Liebenswert
trottelig, um es mit Pamela's Worten zu sagen, die dumpf aus einer
rauen Kehle dringen und im Treiben der Straße augenblicklich wieder
verklingen. Kein Arsch in der Hose, schwabbel-bäuchig, rothaariger
Haarkranz von grauen Strähnen durchsetzt, die Season für Season,
Jahr für Jahr prominenter werden. Es geht um Louie, der Protagonist
aus „Louie“, der Schreiber, der Cutter, der Dirigent, der Motor
und das Herz dahinter, der, der von einer Peinlichkeit in die nächste
stürzt und trotzdem nicht zur Masche verkommt. Überhaupt, „Louie“
ist keine Masche, kennt keine Maschen, so wie Louie keine Masche ist,
nie war, ganz bestimmt nicht. Und er kennt keine Kunstfiguren, weil
er von Menschen erzählt. Die eigenwillige Struktur von "Louie"
entzieht sich dementsprechend jedweden dramaturgischen Konventionen.
Und das mag zunächst irritieren, besonders jene, die ansonsten auf
Kohärenz und konzeptionelle Homogenität konditioniert sind. Aber
einen dreistufig gegliederten Klimax gibt es hier einfach nicht,
genauso wenig wie ein Reiseziel oder spröde Themenvorgaben. Kein Gag
auf Gag, kein von A nach B spurten. Stattdessen rückt Louie in den
Mittelpunkt, vor roten Backsteinwänden im Scheinwerferlicht New
Yorker Stand-up-Bars. Es gehört dazu, wie das fiese
Fremdschäm-Kribbeln in der Magengegend. Von surreal verzerrt zu
lebensklug, von peinlich zu brutalst ehrlichem Seelenstriptease, der
direkt ins Herz geht. „Louie“ muss sich die Identitätsfrage
nicht stellen, weil „Louie“ von Louie erzählt und niemand ist
wie Louie. Darum brauchen auch keine Referenzen bemüht zu werden.
Und das ist das schöne daran: Wie viel Traurigkeit und Weltschmerz
sich hinter der Serie verbirgt, darf jeder für sich entdecken, weil
„Louie“ keine Vorgaben macht, nichts bloß ausstellt und jede
Form des künstlich heraufbeschworenen Sentiments meidet. Zudem
erlaubt er eine Verknüpfung mit der eigenen Lebenswelt und vermag
all den Peinlichkeiten und Komplikationen, den Konfrontationen und
Missverständnissen des Alltags auch seine komischen Seiten
abzugewinnen. Deswegen ist „Louie“ auch nicht eskapistisch,
sondern konfrontiert mit der eigenen Lebenswirklichkeit; er entlarvt
unser aller Schweinehund, der nicht den Idealen folgt, die er sich
selber auferlegt hat und die erst in der Ausdauer glaubwürdig
werden. „Louie“ vereint die meisterhafte Autorenschaft Louis
C.K.'s mit herausragenden schauspielerischen Darbietungen und
absoluter künstlerischer Integrität, die sich nicht zu verbiegen
braucht. Kein bisschen. Aus dem Herz in die Flimmerkiste. Am Ende
stehen echte, uneitle, seelisch blank ziehende Menschen die in
wunderschönen, arschkomischen, bitteren und ganz und gar
wahrhaftigen Dialogen das Wort aneinander richten. Und eine
Lieblingsserie. Mehr geht einfach nicht.
Hatte neulich nochmals die erste Staffel geschaut, dann mich aber nicht mir der 2. durchringen können. Hier und da ein paar nette Gags, aber letztlich fehlen mir die Ideen.
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