Petzold läuft innerhalb
der TV- und Format-Grenzen der Anstalten zu Höchstleistungen auf.
„Polizeiruf 110: Kreise“ ergründet zunächst Genre-Konventionen
im mäandernd-pointierten Vier-Augen-Gespräch, während es jede
Dialogzeile penibel auf seine Motive überprüft, um die Motiv-Frage
nett plaudernder Verdächtiger erst einmal hinten anzustellen. In der
ersten Reihe sitzen ein unglücklich liebender Modellbauer (Justus
von Dohnányi), ein eleganter Profi (Matthias Brandt) und seine
Theken-erfahrende Partnerin (Barbara Auer), der die Vergangenheit
dicht auf dem Fersen ist. Angereichert mit kostümierten
Hollywood-Reminiszenzen (ich musste lachen: „Dressed to Kill“),
Meta-Ebenen, Film-Anekdoten und den Gesprächen zweier
lebenserfahrener Suchender, die sich wollen, aber nicht haben können.
Beim Kaffee zur Klassik des Pförtners, bei der Zigarette mit
überstülptem Rauchmelder oder beim Autofahren durch das Hinterland,
weil Petzold es liebt seinen Figuren beim Autofahren über die
Schulter zu blicken. Petzold erzählt in komischen Details über
Möbel-Linien und Hexenverbrennungen (vor ihrer Zeit!) von
unerfüllter Liebe und dem Schmerz der Vergangenheit. Und er folgt
dem Pfad bis an sein Ende. Bis in die Lichtung, wo zutage tritt, was
das Herz verschlossen hält. Und die letzte Maske fällt.
7/10
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