Kein Film für Strichlistenkritiker.
Man merkt „Love Steaks“ seine fehlende Vorlage und seinen
Improvisationsschwerpunkt an - und genau das macht ihn so
unmittelbar, roh und authentisch. Er vermag es sich einer
Liebesgeschichte formal aus einem frischen Ansatz heraus zu nähern.
Zum Beispiel über seine entrückt-sprunghafte Bildmontage und die
eigentümlichen, unvermittelt ein- und wieder ausgespielten
Musikstücke. Und er gewinnt impulsiven, unperfekten, ja geradezu
fremdschämigen Situationen damit ein Maß an Wahrhaftigkeit ab, wie
es in einer Theater-geprägten TV- und Kino-Landschaft wie der
unseren leider viel zu selten möglich ist. Dabei verzichtet er
darauf seinen nuschelnden, träumenden und saufenden Alltagsfiguren
mit einfachen Erklärungsmustern beizukommen. Stattdessen lässt er
sie treiben; ungezwungen, antiklimaktisch, wunderbar; wirft einen
Blick auf die Arschlöcher und Chefs, die Kollegen und
Bekanntschaften, wird nicht blind angesichts der sich senkenden
Sonne, sieht sich aber dennoch imstande von dem hinter dem Horizont
zu träumen. Und es gelingt ihm tatsächlich über das freie Spiel
seiner herrlich rotzigen Protagonisten den flüchtigen Alltagsmoment
festzuhalten ohne trivial zu sein und seinen Anspruch an
Authentizität nicht zur Farce werden zu lassen. Denn „Love Steaks“
erzählt auch viel über uns selbst und über die Kräfte in uns,
derer wir uns womöglich gar nicht sicher sind.
7/10
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