Sonntag, 21. Juni 2015

"Love Steaks" [DE '13 | Jakob Lass]

Kein Film für Strichlistenkritiker. Man merkt „Love Steaks“ seine fehlende Vorlage und seinen Improvisationsschwerpunkt an - und genau das macht ihn so unmittelbar, roh und authentisch. Er vermag es sich einer Liebesgeschichte formal aus einem frischen Ansatz heraus zu nähern. Zum Beispiel über seine entrückt-sprunghafte Bildmontage und die eigentümlichen, unvermittelt ein- und wieder ausgespielten Musikstücke. Und er gewinnt impulsiven, unperfekten, ja geradezu fremdschämigen Situationen damit ein Maß an Wahrhaftigkeit ab, wie es in einer Theater-geprägten TV- und Kino-Landschaft wie der unseren leider viel zu selten möglich ist. Dabei verzichtet er darauf seinen nuschelnden, träumenden und saufenden Alltagsfiguren mit einfachen Erklärungsmustern beizukommen. Stattdessen lässt er sie treiben; ungezwungen, antiklimaktisch, wunderbar; wirft einen Blick auf die Arschlöcher und Chefs, die Kollegen und Bekanntschaften, wird nicht blind angesichts der sich senkenden Sonne, sieht sich aber dennoch imstande von dem hinter dem Horizont zu träumen. Und es gelingt ihm tatsächlich über das freie Spiel seiner herrlich rotzigen Protagonisten den flüchtigen Alltagsmoment festzuhalten ohne trivial zu sein und seinen Anspruch an Authentizität nicht zur Farce werden zu lassen. Denn „Love Steaks“ erzählt auch viel über uns selbst und über die Kräfte in uns, derer wir uns womöglich gar nicht sicher sind. 

7/10

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