Jede Figur hat ihre
Vergangenheit. Und nichts geschieht ohne Grund oder hintergründiges
Motiv. Das Gewissen und die Schuld treibt an, erdrückt, belastet.
Ich wollte zunächst ja an Engel glauben, aber die Engel kamen bei
Paul Thomas Anderson nun einmal später. Das Konzept eines
gefangenen, getriebenen Oldtimers, dem die Gespenster der
Vergangenheit nach wie vor auf Schritt und Tritt folgen, erscheint
weniger innovativ. Aber die Innovation vollzieht Anderson, der hier
in erster Linie ausprobiert, mit dem Gas spielt, das Bremsen übt und
erstaunlich selten ins Stocken gerät, sowieso am Rande einer
launigen und ebenso lakonischen Crime-Story. In den Dialogen und
Figuren zum Beispiel, die schon bei diesem bemerkenswerten Debüt von
einem fähigen Autoren zeugen. Und es offenbaren sich die Parallelen
zu Tarantino, mit dem Anderson seit jeher eine tiefe Freundschaft
verband. Das Spiel mit der Trivialität in einer Extremsituation und
die Fähigkeit Geschichten mit Details und Fußnoten anzureichern
eint die beiden Regisseure, deren Karrieren nahezu parallel
verliefen, lässt aber auch entscheidende Unterschiede erkennen: Der
Humor und die Skurrilität bleiben bei Anderson immer Beiwerk,
Katalysator oder Sahnehäubchen, werden aber nie zelebriert oder
geraten in den Handlungsmittelpunkt. Das macht „Hard Eight“
authentischer, subtiler und nachhaltiger und versperrt nicht den Weg
für Herzensangelegenheiten. Darum bleiben Anderson's Welten über
den Moment hinaus bestehen.
6.5/10
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