Mittwoch, 8. April 2015

Conan-Retro #3: Vom Untergang des Überflugs im Labyrinth endloser Franchise-Würfe

Die Kreuzung des Labyrinths“ [JP '03 | Kenji Kodama]

Schwelgende, rosarote Bilder Kirschblüten-verregneter Holztempel, lokale Folklore und eine Mordserie, wie zu Zeiten der alten Samurai. Strahlend grüne oder erdig-warme Hintergründe von malerischer Schönheit, fast jedes Frame ein Gemälde. Die Geräuschkulisse umfasst das Zwitschern exotischer Vogelarten und das Rauschen der Blätterdächer. Selbst hässliche, erstmals 3-D-animierte Verfolgungsjagden sind hier unterlegt mit launch-jazzigem Gedudel, das die nicht einmal mehr illusionäre Bedrohung für die etablierten Figuren Lügen straft. Das alberne Gekämpfe im Showdown ist dabei nicht einmal der Rede wert. Dezente Highlights hält „Die Kreuzung des Labyrinths“ vor allem am Rande bereit: ein (mal wieder) unwiderstehlich besoffener Kogorō und dessen eigenwillige Mordtheorien, etliche Motive japanischer (Kampfkunst-)Tradition oder eine der raren Begegnungen zwischen Shin’ichi und Ran (schön kitschig: im Mondlicht). Wirklich um die Wurst geht’s hier eigentlich nie. Ein Conan, wie ein Wochenendausflug eben. Schön und auch viel zu schnell wieder vorbei.

5/10

Der Magier mit den Silberschwingen“ [JP '04 | Yasuichiro Yamamoto]
 
Grandios wie abwechslungsreich sich die Conan-Reihe bislang gestaltet. Dennoch: Interessante Gedankenexperimente, wie der Begegnung Conan's mit seiner eigentlichen Form, verfolgt der achte Film leider erst gar nicht weiter. Stattdessen formiert der Film eine Gruppe von Figuren in einem Flugzeug, deren Anwesenheit zu gut der Hälfte nicht plausibel zu erklären ist. Ein Umstand, der an sich noch kein großes Problem darstellt und weder für die Serie, noch die Kino-Reihe ungewöhnlich ist. „Der Magier mit den Silberschwingen“ verliert an anderer Stelle: Der Tod einer Person und die damit einhergehenden Implikationen auf die Betroffenen (ergo, alle anwesenden Figuren) verliert hier immer wieder an Wert und Bedeutung. Der Tod einer Person wird viel zu schnell als neuer Status quo akzeptiert, Trauer, Schock oder andere Regungen wären dem unmittelbaren Beginn der Ermittlungen ja nur leidlich zuträglich. Statt wirklich einmal das Duell zwischen Conan und Keito Kid, und nur das Duell, zu zentrieren, schiebt man abermals einen Mordfall vor, als ginge der Reihe durch das Fehlen einer Leiche etwas verloren. Die anschließende Krisensituation über den Wolken scheint dann auch nie ein wirkliches Problem und die Figuren verbleiben regungslos. Das ist schade, da gerade Ran endlich einmal einen emanzipierten, erwachsenen Auftritt hinlegen darf. Ansonsten gilt leider: Schematisch war Conan immer, aber nie so herzlos wie hier.

4/10

Das Komplott über dem Ozean“ [JP '05 | Yasuichiro Yamamoto]

Lange Zeit bleibt diese Kreuzfahrt wunderbar undurchsichtig, nimmt alsbald mehrere Handlungsstränge auf, um den Fall voranzutreiben und offenbart von Anfang an den Täter. Spannung generiert die tolle Musik und die Unklarheit über die größeren Zusammenhänge über einen Pool an Figuren, die nur die Vergangenheit eint. Die vermeintliche Auflösung, sowie die darauf eintretende Katastrophe vollzieht dann nochmal eine spannende Wendung, während man Kogorō endlich seinen wohlverdienten Auftritt gönnt ohne ihn ausschließlich zur Witzfigur zu degradieren. Da hat sogar Rotznase Conan ein gutes Wort übrig. Endlich.


5.5/10

Das Requiem der Detektive“ [JP '06 | Yasuichiro Yamamoto]
 
Dem Paukenschlag, zu dem dieser zehnte Kinofilm gleich zu Beginn ansetzt, weicht alsbald ein verworrenes Krimi-Puzzle, das jede, wirklich jede Figur des Conan-Mikrokosmos um einen nigelnagelneuen Freizeitpark versammelt, dessen Grenzen es nicht zu überschreiten gilt. Wieder also geht es um alles und doch nichts. Einer Vielzahl des berufenen Personals hätte man zudem auch frei geben können, wenn ihr Auftritt schon nur darin besteht als Stichwort-Geber oder müde Lachnummer zu fungieren. Immerhin, der Showdown nimmt sich angenehm zurück, während ein Handicap-geplagter Conan versucht in den Geist eines zerrissenen Narzissten vorzudringen und zwei gestandene Herren zu einer berührenden, großen Geste ansetzen. Für Kogorō bleibt im Anschluss daran leider wieder nur die Witzfigur, er bleibt als Fehler-behafteter, impulsiver Alkoholiker aber nach wie vor die spannendste Figur im Conan-Kosmos.

5/10

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