Jack Reacher also. Man muss ihn
zu schätzen lernen. Zunächst scheinbar nicht einlösend, was ein Blick
in die ehrfurchtsvoll rezitierte Akte oder ein graziler Frauenkörper
und das Klicken eines BH's vor Skyline-Panorama verspricht: eine
Bombe im Bett und der beste seiner Klasse. Purple Heart, Dreißig
Zentimeter, Academy Award, Bundesverdienstorden. Dann kommt Tom
Cruise, der - hat man erst einmal kapiert, dass Reacher nicht
Reacher, sondern Cruise ist - ganz plötzlich seine Vorzüge
offenbart. Mit Ruhe und Gravitas spielt Cruise nach bombastisch
erfolgreichen Karrieredekaden auch gegen den Schatten dieser 1,95
Meter-Bestie an. Und dieser Reacher gefällt: ein kluger Pragmatiker,
freundlich, kaum arrogant, im richtigen Moment unbarmherzig zupackend. „Jack
Reacher“ ist ohne überflüssige Kalorien komponiert, straff und
vor allem konzentriert erzählt, mit der Ruhe eines Jack Reacher's
operierend. Jede Einstellung hat ihren Platz, jede Geste ihre
Bedeutung. Auch Action darf wieder gesehen werden, selbst wenn die
Verfolgungsjagd nicht hundertprozentig das einzulösen vermag, was
sie verspricht und Werner Herzog komisches Zeug brabbelt. Trotzdem
sollte „Jack Reacher“ gesehen werden, weil er wieder einen Helden
sichtbar macht, der viel zu lange abstinent war. Kein Arschloch,
nicht perfekt, kein Schürzenjäger. Ich mag Jack Reacher. Nein, ich
mag Tom Cruise.
6/10
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