John Carpenter selbst
beschrieb Jack Burton einmal als den Sidekick, der sich selber als
Helden missversteht. Und tatsächlich ist in diesem
Neonlicht-durchfluteten Großstadtmärchen Burton ganz sicher nicht
der Held. Burton ist einfach kein Heldentyp. Er ist Trucker mit
Vorliebe für Highway-Poetik in Funkdurchsagen und allerhöchstens
ironischer Kommentator, Publikumsprojektion und schmeichelndes
Identifikationsangebot, das uns mitnimmt, an der Hand, in eine Welt,
die uns ebenso fremd ist wie ihm – und der ebenso staunt bei all
den blinkenden Lichtern und zuckenden Zauberblitzen. Eine Welt, die
Carpenter vom ausgehenden Mythos um das Chinesenviertel zum
Bizarrsten verbiegt. Burton bleibt nur Besucher und Tourist zugleich,
der mehr oder minder unfreiwillig die Reinkarnation eines
Jahrtausende alten Geistes durchkreuzt. Der wiederum ist auf der
Suche nach grünen Augen. Burton jedenfalls verfügt weder über
besondere Fähigkeiten, noch trägt er – bis zum Ende –
Entscheidendes zum Happy Ending bei. Selbst die Sprüche verkneift
sich der von Kurt Russell so wunderbar uneitel und phasenweise an der
Grenze zur Lustlosigkeit gespielte Burton immer wieder. Dieser
Anti-Held hat nicht viel zu sagen und er betritt nie die große
Bühne. Das Mädchen muss warten, der Highway ruft. Bis zum Ende
bleibt Burton an seinem Truck und an den Schulden seines Freundes
interessiert. Er ist Geschäftsmann ohne Sinn für Romantik. „Big
Trouble in Little China“ bietet damit das, was so viele 80er Jahre
Filme, die man nachträglich auf ihren Kultstatus hin überprüft,
nicht einlösen können: „Big Trouble in Little China“ hat etwas
anderes zu erzählen und er überrascht mit den Figuren, die er
beherbergt - mit den ironisch gebrochenen Heldenmythen und
anständigen Randfiguren, die allesamt ihren Teil zum Gesamtsieg
beitragen. Carpenter verballhornt ein Genre ohne eine Kultur der
Lächerlichkeit preiszugeben, oder die Figuren, die ihr angehören. Er
macht sich nicht lustig über Chinatown, zumindest nicht mehr als er
es über seinen vermeintlichen Helden macht. Ein Held, der seine
Daseinsberechtigung nicht aus dem Heldsein gründet, sondern daraus
ein Mann mit einem Truck zu sein - und ein paar Kröten in der
Tasche.
You ready, Jack? - I was
born ready.
6/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen