De Palma hat es tatsächlich
vollbracht. „Dressed to Kill“ hätte in ganz ähnlicher Form auch
von einem gut gelaunten Hitchcock stammen können. Weite Teile seiner
Handlung treibt de Palma ohne ein einziges gesprochenes Wort voran
und besinnt sich einzig und allein auf die filmischen Mittel, die ihm
zur Verfügung stehen. Deswegen ist de Palma im Kino, und nur im
Kino, wirklich Zuhause. Die Geschichte einer offenkundig sexuell
getriebenen, spontanen Affäre benötigt in diesem Zusammenhang auch
keine Worte, die sie verlautbart, sondern kann ausschließlich über
Bilder, über Gesten und Blicke, sowie treibende Kamerabewegungen
erzählt werden. Es scheint also bezeichnend, dass der einzige
Versuch das Wort an die namenlose Liebschaft zu richten, in einem
leidenschaftlichen Kuss erstickt, dem alsbald eine tiefer gleitende
Hand und ein verlorenes Höschen folgt – alles im Taxi, versteht
sich. Dauerbefeuert vom orchestralen Pomp Donaggio's, dessen Score
nur eine Richtung zu kennen scheint, und zwar die, die unaufhörlich,
unermüdlich, unnachgiebig nach vorne prescht, bis auch der
hinterletzte Vollhorst verstanden hat, wem dieses dauergeile,
übersexualisierte Thriller-Puzzle gilt, das mit gelegentlicher
Subtilität gar überlebensgroße, zeitlose Momente von berstender
Spannung kreiert (U-Bahn). Auf einen alles erklärenden Plausch eine
abermalige Konfrontation folgen zu lassen, jeder final wirkenden
Szene eine weitere anzuhängen und den Film so immer weiter zu
verschachteln, erweist sich als simpler, aber spannender Kniff. Wer
mag, darf de Palma auch hier die üblichen Vorhaltungen machen -
Misogynie lässt grüßen. Wer das aber ernsthaft in Erwägung zieht,
dem ist eh nicht mehr zu helfen. De Palma erweist sich einmal mehr
als ungeheuer moderner Filmemacher, der dem Konzept einer Hommage mit
schier grenzenlosem, inszenatorischem Enthusiasmus begegnet - und der
Nerd bekommt am Ende das Mädchen.
7/10
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