Samstag, 14. Juni 2014

"Michael" [AT '11 | Markus Schleinzer]

Was für ein mutiger, zermürbender, ungemütlicher Bastard von Film. Selbst Haneke hätte kein größeres Arschloch sein können. Immer der Perspektive seines kaputten Protagonisten verschrieben, stets quälend distanziert und mit erschreckend gewöhnlichen Alltagsmotiven aufgeladen. Bereits der Titel ist provokant: „Michael“, der Name des Peinigers, nicht des jungen Opfers. Das Verbrechen ist hier längst zum Status quo geraten und der Missbrauch grausame Routine. Die bemerkenswerten Darsteller und die dokumentarische Objektivität der Bilder vermeiden es in irgendeiner Weise unterschwellig Partei zu ergreifen. Leise Hoffnung streut der Film dennoch, weil das Opfer das Verbrechen nach wie vor als solches begreift und die neue Ordnung in seiner kleinen, isolierten Welt nie vollends akzeptiert. Der junge Wolfgang versucht aus den bestehenden Umständen einer verqueren, unbeschreiblich grausamen Welt auszubrechen und sorgt somit zumindest für ein gewisses Pro-/Antagonist-Verhältnis. Ein Kind ergeben in den Händen seines Peinigers, hätte ich auch kaum ausgehalten, wenngleich es nicht weniger authentisch gewesen wäre. Ein solches Thema verdient solche Filme, auch wenn ich „Michael“ nie wieder sehen möchte. Den Zynismus, den Abspann mit einem ehemaligen Chartstürmer zu unterlegen, hätte man sich trotzdem sparen können. 

7/10

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