Was für ein mutiger, zermürbender,
ungemütlicher Bastard von Film. Selbst Haneke hätte kein größeres
Arschloch sein können. Immer der Perspektive seines kaputten
Protagonisten verschrieben, stets quälend distanziert und mit
erschreckend gewöhnlichen Alltagsmotiven aufgeladen. Bereits der
Titel ist provokant: „Michael“, der Name des Peinigers, nicht des
jungen Opfers. Das Verbrechen ist hier längst zum Status quo geraten
und der Missbrauch grausame Routine. Die bemerkenswerten Darsteller
und die dokumentarische Objektivität der Bilder vermeiden es in
irgendeiner Weise unterschwellig Partei zu ergreifen. Leise Hoffnung
streut der Film dennoch, weil das Opfer das Verbrechen nach wie vor
als solches begreift und die neue Ordnung in seiner kleinen,
isolierten Welt nie vollends akzeptiert. Der junge Wolfgang versucht
aus den bestehenden Umständen einer verqueren, unbeschreiblich
grausamen Welt auszubrechen und sorgt somit zumindest für ein
gewisses Pro-/Antagonist-Verhältnis. Ein Kind ergeben in den Händen
seines Peinigers, hätte ich auch kaum ausgehalten, wenngleich es
nicht weniger authentisch gewesen wäre. Ein solches Thema verdient
solche Filme, auch wenn ich „Michael“ nie wieder sehen möchte.
Den Zynismus, den Abspann mit einem ehemaligen Chartstürmer zu
unterlegen, hätte man sich trotzdem sparen können.
7/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen