Bei allen Verdiensten hinsichtlich
seiner tragenden Rolle im Subgenre des Zombie-Films und bei aller
Gesellschaftskritik, bleibt mit „Dawn of the Dead“ (dt. "Zombie") doch in erster Linie spaßiger Zombie-Trash, wechselweise im A- (die Darsteller) und
B-Movie-Gewand (die Gore-Effekte) daherkommend. Gerade aus seiner
fast gänzlich fehlenden Einführung in die niedrigen Umstände der
Zombie-Apokalypse, schöpft Romero einen unheimlichen Zug in der
ansonsten eher spannungsarmen Dramaturgie. Dieser gelegentlichen Spannungsarmut, die mit den eher zur Trägheit
neigenden Untoten einhergeht, weiß der Film jedoch mit einem herrlich-ironischen
Augenzwinkern zu begegnen. Es entbehrt in diesem Zusammenhang schon nicht einer makaberen
Komik, wenn einem geifernden Zombie die Schädeldecke mithilfe von
Helikopter-Rotorblättern abgesäbelt wird oder die willenlosen
Konsumsklaven in letzter Erinnerung an ihr vergangenes Leben mit der
Rolltreppe fahren. Ohnehin sollte man Romero's „Dawn of the Dead“
bei allem kritischen Subtext nie allzu ernst nehmen.
Es ist vor allem Romero's Bildsprache,
die das humoristische Potenzial der Geschichte perfekt mit den
System-kritischen Aspekten vereint. Wenn die träge Zombie-Meute nach
einer etwas wirren ersten halbe Stunde langsam ins Kaufhaus stolpert
und sich diese in ihrem Verhalten so gar nicht von ihren lebenden
Vorbildern unterscheiden, dann ist das ebenso überdeutlich, wie
drastisch. Niemals hat jemand die Abkehr vom materialistischen
Kapitalismus so deutlich auf die Leinwand gebracht wie Romero. So
schnell alle Sorgen und Probleme angesichts des Überangebotes an
Konsumgütern im einen Moment vergessen waren, holt sie die
letztendliche Realität dann doch wieder ein. Das neu geschaffene
Utopia entpuppt sich als existenzielles Placebo, als Schein-Dasein,
das die zunächst vier Überlebenden zwar materiell vollkommen zu
befriedigen vermag, aber sozial und psychisch zu leeren „Zombies“
macht. Konsum bedeutet letztlich also nur die kurzzeitige Ablenkung
von gesellschaftlichen und sozialen Missständen. Dem Konsum-Apparat
als System-dienliches Instrument setzt Romero in letzter Konsequenz
den Chaos-fördernden Anarchismus entgegen.
Die immer wieder in das Geschehen
eingestreuten Nachrichten-Ausschnitte nutzt Romero für die
Zusammenstellung eines allgemeingültigen Regelwerks; Parameter, an
denen sich bis heute unzählige Genre-Beiträge orientieren sollen.
Und spätestens während der letzten zwanzig Minuten bittet Romero
zur großen Zombie-Sause, dann rollen Köpfe, spritzt literweise
Kunstblut und wird ausgiebig der Maßlosigkeit gefrönt.
Beeindruckend ist auch während dieser Phase, wie Romero seiner
Geschichte immer wieder neue Aspekte und Facetten abzuverlangen weiß:
„Dawn of the Dead“ ist dann im einen Moment ein trashiges
B-Movie, im anderen überraschend gut gespieltes Psychogramm und
Verhaltensstudie, in der einen Sekunde zum brüllen komisch, zur anderen wieder zwischenmenschlich und dramatisch. Ein ebenso
intelligenter, wie spaßiger, aber nicht vor einigen Längen
gefreiter Genre-Meilenstein.
7/10
Sehr gute Kritik, mit der ich eigentlich auf kompletter Länge konform gehen würde.
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