Ursprünglich von Suspense-Meister
Alfred Hitchcock („Vertigo“, „The Birds“) entwickelt, dann
kurzzeitig mit Explosions-Fetichist Michael Bay („The Island“)
auf dem Regiestuhl besetzt, erhielt schließlich „Batman &
Robin“-Regisseur Joel Schumacher den Zuschlag für das Projekt
„Phone Booth“. Und am Ende ist wohl tatsächlich irgendetwas
zwischen den beiden zunächst angedachten und gänzlich
unterschiedlichen Regisseuren dabei herausgekommen. Farrell spielt
großartig und bleibt einziger Sichtungs-Grund, denn alles andere
ist, obgleich überwiegend nicht nennenswert schlecht, unnötiger und bisweilen
auch wirklich nerviger Zusatz (die keifenden Prostituierten).
Whitaker spielt mal wieder sich selbst,
Holmes sieht nett aus, spielt aber lediglich eine gesonderte Rolle
und auf störende, weil schlichtweg irrelevante Nebenfiguren (der
penetrant nervende Cop, der Whitaker ständig von der Seite
anquatscht) hätte eigentlich ebenfalls verzichtet werden können. Herzstück
bleibt der Plot-bestimmende Dialog zwischen Opfer und Täter und der
damit einhergehende Diskurs über Moral, Schuld und Scheinexistenz.
Gerade das finale Geständnis von Farrell ist beeindruckend. Er
bleibt fortwährend glaubwürdig, verliert nie den Kontakt zu seinem
Zuschauer und glänzt gerade in den leisen Momenten. „Phone Booth“
funktioniert als Kammerspiel, umso ärgerlicher ist es, dass
Schumacher sich scheinbar nie vollends auf sein Konzept zu verlassen
wagt. Stattdessen scheint er dem Irrglauben aufgesessen zu sein,
Dynamik einzig durch die Verwendung möglichst vieler Close-Ups und
teils wirrer Kameraschwenks evozieren zu können. Schumacher versäumt
es mit der selben brutalen Konsequenz auf seinen Hauptdarsteller
drauf zu halten, wie der Täter auf sein hilfloses Opfer, die kleinen
Nuancen in Farrell's Spiel festzuhalten und voll auszukosten, sowie
die langsam voranschreitende Katharsis in all ihren Stadien und all
ihren emotionalen Ausbrüchen zu dokumentieren. „Phone Booth“
bleibt zu oberflächlich, um einem Hitchcock gerecht zu werden, ist
aber gleichzeitig zu clever, um als bloßes Entertainment-Produkt
abgetan zu werden. Irgendwo dazwischen und damit auch irgendwie nie
wirklich befriedigend.
6/10
Hmm...Wertung geht völlig in Ordnung, aber der Text kommt doch eher negativ rüber.
AntwortenLöschenWorin wir uns einig sind, ist die herausragende Leistung des Hauptdarstellers. :)
seven
Lag womöglich daran, dass ich etwas verärgert war, ob des nicht genutzten Potenzials. Farrell halte ich sowieso für einen prinzipiell guten Darsteller. :)
Löschen