Montag, 27. August 2012

"Ted" [US '12 | Seth MacFarlane]

Inmitten aufgeblasener Comic-Epen, hoffnungslos festgefahrenen Fließband-Schockern und den inzwischen obligatorischen Neuverwertungen von Pop-kulturellen Ikonen, erscheint Seth MacFarlane's „Ted“, wie ein Relikt längst vergangener Tage. MacFarlane erfüllt genau jene Erwartungen, die sein überaus treues Stammpublikum nach dem ersten, vielsagenden Trailer an dessen Regie-Debüt stellt. Eine sowohl erfrischend ehrliche, wie auch prinzipiell eher Überraschungsarme Ausnahme im Hollywood'schen Kinoprogramm, der zwischen all den irreführenden Marketingstrategien doch ein gewisser Charme anhaftet. 

Der „Family Guy“-Zuschauer weiß, was er will, MacFarlane bedient dies mit ersten Filmeinblicken und liefert die Ware – leicht verdaulich, aber der erwarteten Qualität entsprechend - ab. Aus dieser Zweckbeziehung wird vermutlich niemals ein renommierter Festivalpreis resultieren und ist auch ein generell recht primitives Vergnügen, der US-Amerikaner geht dabei jedoch weitaus ehrlicher mit seiner Zuschauerschaft um, als diverse andere Umsatz-geile Marketingstrategen, die uns Jahr für Jahr den selben generischen Scheißhaufen vorsetzen. 


Die persiflierte Geschichte um einen Mittdreißiger, der – so seine Freundin (übrigens scharf: Mila Kunis) - erwachsen werden soll, dient dabei einmal mehr als eine Art Gerüst, als eine vage formulierte Plot-Linie, in deren Verlauf MacFarlane seine wie erwähnt meist sehr derben Gags platziert. 


Der Titel-gebende Ted (quasi Peter Griffin im Teddy-Kostüm) sorgt innerhalb der überschaubaren Figurenkonstellation wie erwartet für die meisten Lacher. Und ebenso wie seine Hauptfiguren, nimmt sich „Ted“ zu keiner Sekunde ernst, bleibt aber fortwährend – und das macht MacFarlane seit jeher aus – ein cleverer Film, der neben charmanter Selbstreflexion auch einige – zwar nie wirklich subtile, dafür aber überaus spaßige – Pop-kulturelle Referenzen in das Geschehen verbaut. Und obwohl „Ted“ gen Ende zu sehr auf der Hype-Welle eines „Hangover“ und der damit einhergehenden Saufen-bis-der-Arzt-kommt-Attitüde schwimmt, kriegt er doch irgendwie die Kurve und wartet mit einem ebenso erfrischend cineastischen, wie auch wunderbar nostalgischen Finale auf. 


Es ist in gewisser Weise gerade die direkte, unverfälschte Art und Weise, wie uns MacFarlane die Pointen immer wieder präsentiert. Das ist selten in irgendeiner Form so subversiv und intelligent wie bei „The Simpsons“ und wird in einem Jahr vermutlich auch vollkommen in Vergessenheit geraten sein, bietet für den Augenblick aber nicht mehr und nicht weniger gelungenes, ehrliches, mal niveauloses, mal überraschend cleveres Kino-Entertainment, dessen Umgang mit seiner Klientel in gewisser Weise imponiert. Ein schöner, ein unterhaltsamer Kinobesuch und dass Scheißhaufen auf Wohnzimmerböden immer wieder lustig sind, wäre hiermit auch bewiesen. 

6/10

7 Kommentare:

  1. Überraschend. Film hab ich somit doch noch nicht abgeschrieben. ;)

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  2. Schalt' einfach mal ab und lach' über den größten Scheiß. ;)

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  3. Weiß immer noch nicht, ob der was für mich wäre... :-/

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    1. Ist 'ne Family-Guy-Episode in echt. Musst also nur den Griffins etwas abgewinnen. ;)

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    2. Dann hat sich das erledigt... :D

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  4. Ich hab den Film in der OV gesehen und fand die ganzen retro Anspielungen ziemlich geil :)

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