Der furchterregendste Horror ist jener,
der ganz tief in dich einkehrt und etwas in dir berührt, von dem du
hofftest, es bliebe auf ewig unentdeckt. Horror weist also, im besten
Falle, über sich hinaus, zumindest über die Oberflächenreize, das
Blut, die Gedärme, das Moment des Erschreckens. Im besten Falle
versteht ein Filmemacher das Horrorkino nicht als bloßen Katalog von
Erwartungen und Formspielen, denen es eine Entsprechung zu liefern
gilt. Die Bilder des Horrors gemahnen an die eigenen Alpträume, die
dunkelsten Fantasien, die gewaltigsten Traumata, sobald sie
allegorisch lesbar werden. Auch die Bilder in „Thelma“ sind das
Resultat eines filmischen Übersetzungsprozesses, ohne sich in einem
abstrakten Bilderreigen gefallen zu wollen.
Der wahre Horror bekommt gerade durch seine klare Verortung in der modernen, zunehmend digitalisierten Alltagswirklichkeit seine Dimension: der Kursplan der Tochter ist für die konservativ-religiösen Eltern ständig online einsehbar, in der Facebook-Timeline wird jeder neue, soziale Kontakt unmittelbar sichtbar gemacht. Thelma leidet unter ihrem digitalen Echo und der erzeugten Transparenz gleichermaßen, wie es ihrem schüchternen Wesen erlaubt, sozial Anschluss zu finden. Es macht sie unfrei und bewahrt sie gleichzeitig vor der Einsamkeit. Umso stärkeren Reiz löst es für sie deswegen aus, ihre ersten sexuellen Erfahrungen fernab ihres Elternhauses für sich zu behalten. Ihr gespaltenes Verhältnis zur technisierten, zunehmend algorithmisierten Welt zerreißt sie.
In einer Welt, die sich immer weiter de-materialisiert, jeder zum Kurator seiner Selbst(-Fiktion) wird, erlauben es Thelmas neu entdeckte Fähigkeiten sogar einen Schritt weiterzugehen. Sie kann den Menschen aus den Dimensionen herauslösen und ganz für sich behalten. Für sie setzt sich mit ihren Entdeckungen ein unaufhaltsamer, gnadenloser Emanzipationsprozess in Gang. Thelmas Vater verbrennt (oder ertrinkt) in der Folge grausam im See, die Mutter erfährt das Wunder wieder laufen zu können. Indem sich Thelma auf radikalste Weise von ihrem gleichermaßen aktivistischen, wie verängstigten Vater emanzipiert, eröffnet sie ihrer Mutter die Chance, einen ähnlichen Prozess zu durchlaufen. Die Welt verliert in der Folge seine feste Form, strukturelle Zwänge lösen sich auf. „Thelma“ lebt den Traum eines absoluten, kompromisslosen Freiheitskonzeptes. Koste es, was es wolle.
Der wahre Horror bekommt gerade durch seine klare Verortung in der modernen, zunehmend digitalisierten Alltagswirklichkeit seine Dimension: der Kursplan der Tochter ist für die konservativ-religiösen Eltern ständig online einsehbar, in der Facebook-Timeline wird jeder neue, soziale Kontakt unmittelbar sichtbar gemacht. Thelma leidet unter ihrem digitalen Echo und der erzeugten Transparenz gleichermaßen, wie es ihrem schüchternen Wesen erlaubt, sozial Anschluss zu finden. Es macht sie unfrei und bewahrt sie gleichzeitig vor der Einsamkeit. Umso stärkeren Reiz löst es für sie deswegen aus, ihre ersten sexuellen Erfahrungen fernab ihres Elternhauses für sich zu behalten. Ihr gespaltenes Verhältnis zur technisierten, zunehmend algorithmisierten Welt zerreißt sie.
In einer Welt, die sich immer weiter de-materialisiert, jeder zum Kurator seiner Selbst(-Fiktion) wird, erlauben es Thelmas neu entdeckte Fähigkeiten sogar einen Schritt weiterzugehen. Sie kann den Menschen aus den Dimensionen herauslösen und ganz für sich behalten. Für sie setzt sich mit ihren Entdeckungen ein unaufhaltsamer, gnadenloser Emanzipationsprozess in Gang. Thelmas Vater verbrennt (oder ertrinkt) in der Folge grausam im See, die Mutter erfährt das Wunder wieder laufen zu können. Indem sich Thelma auf radikalste Weise von ihrem gleichermaßen aktivistischen, wie verängstigten Vater emanzipiert, eröffnet sie ihrer Mutter die Chance, einen ähnlichen Prozess zu durchlaufen. Die Welt verliert in der Folge seine feste Form, strukturelle Zwänge lösen sich auf. „Thelma“ lebt den Traum eines absoluten, kompromisslosen Freiheitskonzeptes. Koste es, was es wolle.
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