Keine locker-leichte
Impro-Show, vielmehr eine zutiefst traurige Beziehungs-Studie. Der
Elektrizität der Stadt weicht hier alsbald die lähmende Stille
einer verzweifelten Landflucht. Am Seeufer tritt zutage, was in der
Stadt noch vergraben war, aber von jeher angelegt. War es in Lass
Vorgängerwerk noch seine eigene Figur, die in der stetigen
Auseinandersetzung mit einem ausgeprägten Mutterkomplex durch sein
Liebesleben stolperte, ist es nun die Figur seiner Freundin, die in
den Armen älterer Männer auf Vatersuche geht. Wie in all seinen
Filmen sind es pathologische Strukturen, die schlussendlich auch
jeden Beziehungsverlauf determinieren. Formal ist das so ungezwungen
wie das Spiel seiner Darsteller, aber auch „all over the place“,
fragmentarisch, Impuls-getrieben, bisweilen kaum nachvollziehbar.
Darin liegt die Großartigkeit der Filme des Berlin Flow, denen man
in ihrer Verweigerung gegenüber herkömmlichen
Storytelling-Anleitungen manchmal euphorisch zujubeln möchte. Auch
weil diese Verweigerungshaltung sich nicht in anderen Dogmen
manifestiert, sondern man das Gefühl bekommt, dass hier nach wie vor
Filmemacher am Werk sind, die ihre intimsten Erinnerungen einem
filmischen Übersetzungsprozess zugänglich machen. Kein Bullshit
also, sondern Gefühlswelten und Ängste, unangenehme, schmerzhafte
Beobachtungen, die in ihrer Beiläufigkeit erst ihre Wirkkraft
entfalten; wenn die eigenen Fantasien scheitern und nichts übrig
bleibt als das Gefühl, dass du dich schämen müsstest dafür zu
denken; notfalls zu viel und in die falsche Richtung. Spricht man
über den modernen deutschen Film, muss man auch dringend hierüber
sprechen.
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