Ihre erste Begegnung ist rein zufällig
– und doch selbstbestimmt und unausweichlich dabei. Er trifft auf
Sie. Er ist ein erfolgreicher Arthaus-Regisseur, Sie eine erfolglose
Malerin. Er geht den ersten Schritt, nähert sich an, etwas ungelenk
noch, aber schnell kommen sie ins Gespräch. Zunächst verheimlicht
der Regisseur noch seine Ehe und seine Kinder und das Verschwiegene
erfährt in der Runde mit ihren Freunden (oder Nicht-Freunden) eine
peinliche Offenbarung. In der zweiten Zeitlinie wird dieses Schweigen
gebrochen und mündet in einer jämmerlich-entwaffnenden
Liebeserklärung. Sein positives Urteil über ihre Kunst weicht einer
ehrlichen, konstruktiven Ausführung über das, was er durch ihre
Bilder in ihr zu sehen glaubt. Er nimmt Sie und ihre Kunst ernst,
abseits ihrer Schönheit, die für ihn blendend ist und schmerzhaft
zugleich.
"Wrong Now, Right Then" bzw. "Right Now, Wrong Then" kriegt den kostbaren Augenblick einer zwischenmenschlichen Annäherung zu fassen, die zugleich hoffnungsspendend- und raubend ist. Die Eigenheiten der koreanischen Kultur, besonders im sozialen Miteinander, die Etikette und erwartete Höflichkeit beispielsweise, bestimmen den Austausch zwischen zwei sich zufällig begegnenden Menschen entscheidend mit. Bemühter Small Talk, das Offensichtliche und ebenso offensichtlich Benannte, die peinlichen Momente der Sprachlosigkeit markieren die Stolpersteine in der Annäherung – und da ist der Film wieder ganz international, auf dem Schlachtfeld sozialer Interaktion. So wie Hong Sang-soo nie in die Nahaufnahme geht, die eigenartig mechanischen Kamerabewegungen nie die Anwesenheit eines manipulativen Dirigenten vergessen lassen, so kalt und warm, so nah und so fern teilt sich der Film in seiner Zwei-Kapitel-Struktur auch tonal. Die Protagonisten brauchen eine zweite Chance, um ihren Absichten und Neurosen, ihren Gefühlen und Träumen angemessen Ausdruck zu verleihen. Hier hat die Kunstform Film die Macht, sie ihnen zu bereiten.
"Wrong Now, Right Then" bzw. "Right Now, Wrong Then" kriegt den kostbaren Augenblick einer zwischenmenschlichen Annäherung zu fassen, die zugleich hoffnungsspendend- und raubend ist. Die Eigenheiten der koreanischen Kultur, besonders im sozialen Miteinander, die Etikette und erwartete Höflichkeit beispielsweise, bestimmen den Austausch zwischen zwei sich zufällig begegnenden Menschen entscheidend mit. Bemühter Small Talk, das Offensichtliche und ebenso offensichtlich Benannte, die peinlichen Momente der Sprachlosigkeit markieren die Stolpersteine in der Annäherung – und da ist der Film wieder ganz international, auf dem Schlachtfeld sozialer Interaktion. So wie Hong Sang-soo nie in die Nahaufnahme geht, die eigenartig mechanischen Kamerabewegungen nie die Anwesenheit eines manipulativen Dirigenten vergessen lassen, so kalt und warm, so nah und so fern teilt sich der Film in seiner Zwei-Kapitel-Struktur auch tonal. Die Protagonisten brauchen eine zweite Chance, um ihren Absichten und Neurosen, ihren Gefühlen und Träumen angemessen Ausdruck zu verleihen. Hier hat die Kunstform Film die Macht, sie ihnen zu bereiten.
8/10
Schön geschrieben, auch wenn mich der Film nicht entsprechend auf seine Seite ziehen konnte (ich deine Lesart aber nachvollziehen kann).
AntwortenLöschenKann ich bei diesem Film absolut verstehen. Der ist in seiner Form schon auf eine gewisse Weise verschlossen und nach innen gekehrt - gerade in der ersten Episode.
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