Die Zeichentrick-Passagen,
die von Cobain selbst über Interview-Ausschnitte erzählend
begleitet werden, machen etwas her und dessen früheste
Lebensstationen neu erfahrbar. Und im Gegensatz zu den repetitiven
Montagen von Lyrik-Fragmenten und vollgekritzelten Notizblöcken zum
frühen Punk-Schnodder der Band wird's damit auch nicht übertrieben.
Im Vorfeld warb HBO ja vor allem damit, nun endlich die erste gänzlich autorisierte Dokumentation zum
Nirvana-Genius produziert zu haben, die zusätzlich dazu (und in Übereinstimmung mit der Cobain-Familie) erstmals
gezeigtes Videomaterial aus den Privatarchiven enthalten sollte. Nach
der Sichtung habe ich jedoch nicht das Gefühl etwas gesehen zu
haben, das für meine Augen bestimmt war. Nicht, dass die privaten
Aufnahmen von Cobain, Courtney Love und ihrem späteren Kind Frances
keinen Einblick in dessen Charakter gewährten. Sicherlich mag es
aufschlussreich sein, für manchen Fan gar tröstend, seinem Idol noch
einmal so nahe sein zu können, gleichzeitig liegt in dem Bestreben,
jedes Detail des Privatlebens einer Person aufdecken zu wollen auch
ein kleines Mosaik jener Gründe begraben, die Cobain 1994 in den
Freitod trieben. Wer wirklich etwas über Nirvana und ihren
Frontmann erfahren möchte, sollte vielleicht doch lieber ihre
Songtexte studieren und sich ein weiteres Mal Live in New York gönnen. Da gibt es diesen intensiven Moment in Where Did You Sleep
Last Night, in dem Kurt Cobain nach Atem ringt und die stahlblauen
Augen für einen Augenblick aufblitzen. Da ist alles, was er
preisgibt – einen einzigen Blick.
6/10
Oh ja, "Where did you sleep last night" in der Unplugged-Version. Kurt Cobain stülpt das Innere nach Außen, für einen kurzen, intensiven Moment. "Montage of Heck" habe ich leider noch nicht gesehen, steht aber auf meiner Watchlist ziemlich weit oben.
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