Sonntag, 21. Juli 2013

"True Grit" [US '10 | Ethan & Joel Coen]

Was läge nach all den Zitaten, Verneigungen und schließlich dem Quasi-Western „No Country For Old Men“ näher, als sich einfach ganz konkret in jenem Genre zu verewigen, welches sowieso schon seit einigen Jahren ein beachtliches Revival feierte und das Schaffen der Coens seit jeher – mal mehr oder weniger konkret - begleitete. Mit „True Grit“ bereiten sich nun also auch die Meister lakonischer Gauner-Balladen ihr ganz konkretes Debüt im Western-Genre - mit bewährter Lakonie, alten Freunden (Duderino) und einer Entdeckung.

Hailee Steinfeld (damals 13 bzw. 14 Jahre alt) ist weniger eine schauspielerische Sensation, als schlichtweg die Rettung für diesen Film. Dem Konservatismus der Coens fügt die erfrischend authentische Nachwuchs-Darstellerin nämlich ein ganz entscheidendes Element hinzu: Innovation. Die emanzipatorische Entschlossenheit eines naiven Teenagers bewahrt „True Grit“ vor der Beliebigkeit und macht zudem den ganz besonderen Reiz dieses (Anti-)Western aus: Wie der avantgardistische Geist folgender Moderne fegt Mattie durch bekannte Western-Motive, ringt sogar den Bösewichten ein respektvolles Kopfnicken ab und sorgt inmitten rauer Western-Tage für ein ungewohntes Maß an Empathie.

Dies gipfelt schließlich in einem rührenden Post-Showdown, wenn Bridges (von kauzig bis seltsam ungreifbar) wie ein besorgter Vater alles für die Errettung der jungen Protagonistin tut. Mit „True Grit“ erhält der Humanismus wieder Einzug in ein Genre, das sich nur allzu gerne mit dem Ausstellen bekannter Motive und konservativer Rollenvorstellungen begnügt oder gar das Zitat eben jener künstlerischen Stagnation in den unverdienten Mittelpunkt rückt. Auch die Coens speisen sich sowohl aus bekannten Plot-Versatzstücken, als auch aus einer selten packenden, dramaturgischen Struktur und treten narrativ ein ums andere Mal gehörig auf der Stelle.

Der immer öfter seltsam angeklebt wirkende (Slapstick-)Humor fällt zusätzlich auf, während gerade Damon als herrlich gegen den Strich besetzter Texas-Ranger überaus positiv aus der Reihe tanzt. Finanziell wurde diese fehlende – und womöglich auch überhaupt nicht angepeilte – Weiterentwicklung mit Rekordeinnahmen belohnt, künstlerisch bleibt „True Grit“ weitgehend bedeutungslos. Trotzdem: Als Unterhaltungs-Produkt funktioniert auch dieser Coen fast ausnahmslos und ist selbstverständlich etwaigen Krawall-Alternativen vorzuziehen.

5.5/10

4 Kommentare:

  1. Also dein letzter Satz:"Als Unterhaltungs-Produkt funktioniert auch dieser Coen fast ausnahmslos und ist selbstverständlich etwaigen Krawall-Alternativen vorzuziehen." und die Wertung von NUR 5.5 Punkten passen doch nicht ganz zusammen oder?^^ Ein BISSCHEN mehr hätte man True Grit dann schon geben können^^
    http://bloginathor.blogspot.de/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mit Punkten bin ich generell geizig und die Aussagekraft einer Zahl ist ohnehin begrenzt. Der Text sagt dir alles was du zu meiner Meinung wissen musst. ;)

      Löschen