Das Holz atmet, folglich knarrt es in allen Ecken und Kanten. Ein altes
Herrenhaus mit Garten. Nur stilecht mit Spannungs-fördernder
Treppenarchitektur, dunklen Gängen, flackerndem Licht, wandelnden
Schatten und – wie sollte es anders sein: – vernebelten Wäldchen.
Die Bewohnerzahl ist überschaubar und Genrekonform: Undurchsichtige
Bedienstete, ängstliche Mütter und – sie ahnen es: -
psychedelische Kinder. Alejandro Amenábar wagt sich vier Jahre nach
seinem Meisterwerk „Abre los ojos“ ins Horror-Genre. „The
Others“ ist einerseits eine tiefe Verbeugung vor dem filmisch, wie
literarisch etliche Male durch-exerzierten Haunted-House-Horror, wie
auch dem klassischen Spuk eines Ambrose Bierce oder Stephen King mit
dem „immanenten Ziel des Phantastischen“ (so Wikipedia).
Originell oder gar neu ist das alles nicht, dafür aber mit spürbarem
Sachverstand (Kamera) und viel Spaß am Zitieren bekannter
Genre-Elemente umgesetzt.
Kranken tut der Film etwas an seiner
Spannungsarmut. Denn so sehr sich Amenábar abermals als talentierter
Drehbuchautor erweist und mit einigen guten bis sehr guten Einfällen
aufwartet, so selten weiß er diese trotz der handwerklichen
Tadellosigkeit auch auf die Leinwand zu transferieren.
Spannungsmomente sind rar, er belässt es bei mysteriösen
Geräuschen, plötzlichem Stimmengewirr und knarrenden Türen.
Originär ist hier wenig, es bleibt beim Zitat. Daran kann auch eine
sichtlich engagierte Nicole Kidman und die überraschend angenehm
agierenden Kinderdarsteller nichts ändern. „The Others“
plätschert zu sehr vor sich hin, bleibt zu sehr seichter Spuk, als
Herzrasen-verursachendes Schauer-Märchen und weiß erst gen Ende
seine wahren Qualitäten auszuspielen.
Überhaupt: Das Ende ist ohnehin ein
Thema, über das man gesondert reden muss, so offenbart es doch ein
wenig, worauf die manchmal etwas planlos wirkende Regie Amenábars
eigentlich die ganze Zeit zusteuerte. Zwar bleibt auch der
schlussendliche und generell recht starke Twist nur ein Zitat, aber
eines, das sich durch die Verlagerung in eben diesen Kontext als ein
wahnsinnig pfiffiges erweist. Es ist der finale Perspektiv-Wechsel,
der das Vorangegangene nochmal in einem völlig neuen Licht
erscheinen lässt, sodass man Amenábar schließlich doch noch ein
ungeheures Maß an Cleverness unterstellen muss. Über die
fortwährende religiöse Konnotation lässt sich sicherlich
diskutieren, ebenso über die Qualität eines Filmes, der nur auf
seinen Schlusstwist zugeschnitten ist („The Sixth Sense“), denn
vorangegangene Schwächen macht Amenábar damit nur bedingt wett. Ein
(gemischtes) Vergnügen.
6/10
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