Sonntag, 3. März 2013

"The Others" [SP, US '01 | Alejandro Amenábar]

Das Holz atmet, folglich knarrt es in allen Ecken und Kanten. Ein altes Herrenhaus mit Garten. Nur stilecht mit Spannungs-fördernder Treppenarchitektur, dunklen Gängen, flackerndem Licht, wandelnden Schatten und – wie sollte es anders sein: – vernebelten Wäldchen. Die Bewohnerzahl ist überschaubar und Genrekonform: Undurchsichtige Bedienstete, ängstliche Mütter und – sie ahnen es: - psychedelische Kinder. Alejandro Amenábar wagt sich vier Jahre nach seinem Meisterwerk „Abre los ojos“ ins Horror-Genre. „The Others“ ist einerseits eine tiefe Verbeugung vor dem filmisch, wie literarisch etliche Male durch-exerzierten Haunted-House-Horror, wie auch dem klassischen Spuk eines Ambrose Bierce oder Stephen King mit dem „immanenten Ziel des Phantastischen“ (so Wikipedia). Originell oder gar neu ist das alles nicht, dafür aber mit spürbarem Sachverstand (Kamera) und viel Spaß am Zitieren bekannter Genre-Elemente umgesetzt.

Kranken tut der Film etwas an seiner Spannungsarmut. Denn so sehr sich Amenábar abermals als talentierter Drehbuchautor erweist und mit einigen guten bis sehr guten Einfällen aufwartet, so selten weiß er diese trotz der handwerklichen Tadellosigkeit auch auf die Leinwand zu transferieren. Spannungsmomente sind rar, er belässt es bei mysteriösen Geräuschen, plötzlichem Stimmengewirr und knarrenden Türen. Originär ist hier wenig, es bleibt beim Zitat. Daran kann auch eine sichtlich engagierte Nicole Kidman und die überraschend angenehm agierenden Kinderdarsteller nichts ändern. „The Others“ plätschert zu sehr vor sich hin, bleibt zu sehr seichter Spuk, als Herzrasen-verursachendes Schauer-Märchen und weiß erst gen Ende seine wahren Qualitäten auszuspielen.

Überhaupt: Das Ende ist ohnehin ein Thema, über das man gesondert reden muss, so offenbart es doch ein wenig, worauf die manchmal etwas planlos wirkende Regie Amenábars eigentlich die ganze Zeit zusteuerte. Zwar bleibt auch der schlussendliche und generell recht starke Twist nur ein Zitat, aber eines, das sich durch die Verlagerung in eben diesen Kontext als ein wahnsinnig pfiffiges erweist. Es ist der finale Perspektiv-Wechsel, der das Vorangegangene nochmal in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt, sodass man Amenábar schließlich doch noch ein ungeheures Maß an Cleverness unterstellen muss. Über die fortwährende religiöse Konnotation lässt sich sicherlich diskutieren, ebenso über die Qualität eines Filmes, der nur auf seinen Schlusstwist zugeschnitten ist („The Sixth Sense“), denn vorangegangene Schwächen macht Amenábar damit nur bedingt wett. Ein (gemischtes) Vergnügen.

6/10

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