Samstag, 18. Juli 2020

Unterhaltung mit dem Tod - "Meet Joe Black" [US '98 | Martin Brest]

Seltsamer Film. Brad Pitt spielt den Tod und möchte in einer Milliardärsfamilie das echte Leben kennenlernen – so gut der erste Gag. Durch die zumeist extrem sparsame musikalische Untermalung von Thomas Newmann und die Kameraarbeit von Lubezki vermittelt einem der Film ganz oft das Gefühl eines existenziellen Dramas, dann muss Pitt auf einmal den fish out of water geben und alles ist auf akward lustig getrimmt, bleibt aber nur akward. Dann erzählt der Film eine Liebesgeschichte zwischen der Milliardärstochter (Claire Forlani) und dem Tod. Zugleich fokussiert sich der Film stark auf die Figur des Milliardärs, gespielt vom großen Anthony Hopkins, der mit der Aussicht seines baldigen Ablebens zu ringen hat. Fatalerweise versucht der Film nun all diese Dinge (Komödie, Liebesgeschichte, Drama) sinnvoll miteinander zu verquicken. In einer ganz peinlichen Szene bricht die andere Tochter von Hopkins in Tränen aus, weil dieser sich nicht für ihre bescheuerten Torten interessiert, die sie für seinen Geburtstag geplant hat. Das löst sich nach einem Streitgespräch in herzerwärmendem Gelächter auf und man möchte am liebsten im Boden versinken vor lauter Fremdscham. Das fasst im Grunde auch gut den Problemhorizont dieser Familie zusammen. Hopkins wird als nachdenklicher, idealistischer Milliardär gezeichnet, der sich seiner unternehmerischen Verantwortung vollends bewusst ist. Lediglich ein aufstrebender Kollege plant hinter dessen Rücken den Ausverkauf seines Konzerns an einen skrupellosen, nebulösen Konkurrenten. Am Ende richtet sich aber auch das irgendwie, nicht zuletzt dank der Mithilfe des Todes, der von der Familie emotional ganz erweicht ist. Es wird sogar Hand in Hand gen Horizont gelatscht – mitsamt Feuerwerk. Der Tod ist am Ende eben auch nur eine hoffnungslose Kitschnudel.

4 Kommentare:

  1. Hervorragender Film, ganz großes Kino.

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    1. Du schilderst Faszinationen, die ich zu Beginn auch verspürt habe. Gerade die erste Begegnung mit dem Tod, der nur auf seine Stimme reduziert wird, ist großartig. Leider geht der Film dann noch 2,5 Stunden.

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