Mel Gibson spielt William Wallace und
imaginiert sich einen Heiland. Taktisches Genie, furchtloser Kämpfer,
treuer Freund, Superlover, Sprachentalent – sogar im Rock sieht
dieser historische Superstar knackig aus. Wallace will Freiheit. Und
da Freiheit ein ziemlich bedeutungsarmes Kofferwort ist, lässt sich
damit politisch äußerst bequem hantierten. Selbst als sich der
schottische Befreiungskampf zu einer Invasion auf England verkehrt,
erklärt Wallace, dass sie es für die Freiheit tun. Der
Unabhängigkeitskrieg ist nur Kulisse für einen ideologischen Krieg.
Der Elite, dem Establishment steht Wallace als politischer
Avantgardist entgegen, der sich nicht nur gegen die
unterdrückerischen Besatzer wendet, sondern gegen die Korruption der
gesamten, globalen Machteliten. Und doch sind seine Ideale nur eine
Behauptung. Erst als Wallaces Frau den Engländern zum Opfer fällt,
regt sich sein Protest und seine persönliche Vendetta
verselbstständigt sich zu einem nationalen Protest gegen die
Fremdherrschaft. Robert the Bruce wird in diesem Kontext zum
waschechten Vaterlands-Verräter, der erst durch den Märtyrer-Tod
von Wallace kathartisch gereinigt wird. Dessen Tod ist ohnehin ein
Kernstück des Films: Gibson inszeniert die Erfahrung des Schmerzes
durch die Folter der englischen Kirche als Übergangsritus zur
Transzendenz. Hier verliert der Körper von Wallace seine angestammte
Bedeutung und dessen Ideen transzendieren in die Köpfe der
englischen Gesellschaft – in ihnen leben die Ideale, die er
zeitlebens gelebt hat, fort. Dafür verdichtet Gibson gekonnt den
filmischen Raum und universalisiert zugleich die historische
Grundlage. So wird aus William Wallace Jesus, der Leibhaftige. Amen.
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