Maureen (Kristen Stewart) ist ständig
in Bewegung, durchläuft Räume, wechselt Lokalitäten, kommt an, um
kurz darauf wieder zu entschwinden. „Personal Shopper“, das düngt
einem schnell, ist ein ungeheuer vielschichtiger Film, der sich mit
jeder Szene Schicht um Schicht zu entblättern beginnt, so wie auch Maureen die
Kleider überstreift und dann wieder von sich abfallen lässt.
Assayas' Film sträubt sich dabei jedoch jeder Zuordnung, er ist viel- und
uneindeutig seine wahren Intentionen betreffend und deswegen von
einer beunruhigenden Getriebenheit, weil er in der Wahl seiner Mittel
nie durchschaubar wird. Alle Räume sind bevölkert von Echos, die
die Vergangenheit in die Gegenwart zwingen. Assayas doppelt diese
Metapher mit dem Bild des digitalen Echos, das in den Whatsapp-Konversationen mit einem Unbekannten in einen bizarren, intimen
Dialog eintritt. Assayas integriert die modernen Kommunikationsmittel
zu diesem Zweck nicht nur, um (vollkommen frei von jeglichem
Technik-Pessismismus) ein Abbild der modernen Lebenswirklichkeit zu
entwerfen, sondern macht sie auch narrativ für sich nutzbar. Die
modernen Kommunikationsmedien stellen neue, virtuelle Räume zur
Verfügung und doch befremden sie die Menschen, die sie nutzen. Die
Menschen werden in der Konsequenz zu Grenzgängern zwischen den
Räumen, entkoppeln das physische vom psychischen. Auch der Dialog
zwischen Maureen und dem Unbekannten ist zeitlich fragmentiert, wird
immer wieder unterbrochen und später fortgeführt. Diese zeitliche
Fragmentierung nutzt Assayas, um daraus immer wieder
nervenaufreibende Spannungsmomente zu kreieren. Wenn er die Räume
wieder zusammenführt, die Vergangenheit aufholt und mit einem Mal
vor der eigenen Tür steht, erreicht der Film dann auch ungeahnte
Genre-eigene Qualitäten. Maureen lebt in einer Endlosschleife,
als Abdruck auf digitalen Oberflächen, zum Geist geworden. Als
letztes Vermächtnis ist es eine wie auch immer geartete Entität,
die sie aus dieser Tristesse entlässt, weil sie beginnt die
richtigen Fragen zu stellen. Und die Kraft ist schlussendlich keine
jenseitige, fremde, sondern eine ganz vertraute: die Kraft in ihr
selbst.
7/10
Hach, den hab ich hier bei uns im Kino leider verpasst. Und dabei wollte ich den unbedingt sehen, einfach weil ich Kristen Stewart so gern sehe. (Ja, es gibt Menschen, die ihr das 'schauspielern können' nicht absprechen. Ich zum Beispiel.)
AntwortenLöschenDer lief bei uns auch nur kurzzeitig und etwas verspätet im hiesigen Programmkino. Und Stewart ist selbstverständlich ganz toll. :)
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