Die Haare werden krause,
verfilzt; kleine Spaghetti, die unter einer dicken Wollmütze
begraben liegen. Und Jack geht durchs Leben, versucht's leicht zu
nehmen und positiv. „Das beste am Winter ist, dass danach der
Frühling kommt“ singt Nagel – und ich glaube Jack sieht das ganz
ähnlich. Ein Großstadt-Held, der unerschrocken den Komplikationen
des Lebens begegnet. Wirklich und ganz im Ernst liebenswert – wert,
es geliebt zu werden. So wie er es verdient hat, glücklich zu sein.
Wirklich glücklich, nicht für immer, aber für die längst mögliche
Zeit. Indie-Klischees spart „Jack Goes Boating“ übrigens
weitgehend aus und zelebriert vor allem die Seltsamkeit seiner
Protagonisten nicht, um aus ihrem Zusammenspiel platte Akward-Pointen
zu kondensieren. Und es ist klug, wie er die anfänglich vermittelten
Perspektiven vom schönen, mehr oder weniger erfolgreichen Paar und
dem Einzelgänger Jack in einer kammerspielartigen Konfrontation
zwischen vier Menschen in vier bedrückenden Wänden sukzessiv einer
Dekonstruktion unterzieht und all das in seine Einzelteile auflöst,
was nach außen hin so gesichert schien. Dann ist der Film
schmerzhaft und enthüllend, und angemessen unangenehm und
anstrengend. Und dann tritt auch zutage, was solange unter bloßer
Behauptung versteckt lag, und all die Ängste werden besprochen und
all die Gefühle, die in der Stadt so nichtig erscheinen. Philip
Seymour Hoffman darf zudem in einer weiteren seiner vielen sensiblen
Rollen bestaunt werden. Uneitel spielt er einen wirklichen Menschen
und lässt wirkliche Gefühle zu. Und zeigt Wege und Optionen auf,
die einem bis dahin verborgen geblieben waren. Vorbildlich,
selbstbewusst, die Rastas werden langsam, und der Sommer kommt - ganz
bestimmt.
6/10
Schöne Kritiken hast du hier.
AntwortenLöschenHättest du Interesse daran ein Review zu einem Independent Psycho-Thriller zu schreiben?
Es handelt sich um BEYOND THE BRIDGE (www.beyondthebridgemovie.com).
Bei Interesse schick mir doch kurz eine mail an sholler[at]fallendream.com - würde mich freuen!
Auftragsarbeiten mache ich nicht. Trotzdem schöne Grüße!
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