Sonntag, 10. April 2016

"Jack Goes Boating" [US '10 | Philip Seymour Hoffman]

Die Haare werden krause, verfilzt; kleine Spaghetti, die unter einer dicken Wollmütze begraben liegen. Und Jack geht durchs Leben, versucht's leicht zu nehmen und positiv. „Das beste am Winter ist, dass danach der Frühling kommt“ singt Nagel – und ich glaube Jack sieht das ganz ähnlich. Ein Großstadt-Held, der unerschrocken den Komplikationen des Lebens begegnet. Wirklich und ganz im Ernst liebenswert – wert, es geliebt zu werden. So wie er es verdient hat, glücklich zu sein. Wirklich glücklich, nicht für immer, aber für die längst mögliche Zeit. Indie-Klischees spart „Jack Goes Boating“ übrigens weitgehend aus und zelebriert vor allem die Seltsamkeit seiner Protagonisten nicht, um aus ihrem Zusammenspiel platte Akward-Pointen zu kondensieren. Und es ist klug, wie er die anfänglich vermittelten Perspektiven vom schönen, mehr oder weniger erfolgreichen Paar und dem Einzelgänger Jack in einer kammerspielartigen Konfrontation zwischen vier Menschen in vier bedrückenden Wänden sukzessiv einer Dekonstruktion unterzieht und all das in seine Einzelteile auflöst, was nach außen hin so gesichert schien. Dann ist der Film schmerzhaft und enthüllend, und angemessen unangenehm und anstrengend. Und dann tritt auch zutage, was solange unter bloßer Behauptung versteckt lag, und all die Ängste werden besprochen und all die Gefühle, die in der Stadt so nichtig erscheinen. Philip Seymour Hoffman darf zudem in einer weiteren seiner vielen sensiblen Rollen bestaunt werden. Uneitel spielt er einen wirklichen Menschen und lässt wirkliche Gefühle zu. Und zeigt Wege und Optionen auf, die einem bis dahin verborgen geblieben waren. Vorbildlich, selbstbewusst, die Rastas werden langsam, und der Sommer kommt - ganz bestimmt.

6/10

2 Kommentare:

  1. Schöne Kritiken hast du hier.
    Hättest du Interesse daran ein Review zu einem Independent Psycho-Thriller zu schreiben?

    Es handelt sich um BEYOND THE BRIDGE (www.beyondthebridgemovie.com).
    Bei Interesse schick mir doch kurz eine mail an sholler[at]fallendream.com - würde mich freuen!

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  2. Auftragsarbeiten mache ich nicht. Trotzdem schöne Grüße!

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