Mittwoch, 25. Juli 2012

"The Hills Have Eyes" [US '06 | Alexandre Aja]

Man möchte Alexandre Aja und seiner erst zweiten Regie-Arbeit ja nicht allzu viel Intelligenz unterstellen, aber wenn einer der Kannibalen inmitten des obligatorischen Gekröse-Finales plötzlich beginnt die amerikanische Nationalhymne zu singen, dann kann man „The Hills Have Eyes“ einen gewissen kritischen Subtext bezüglich historischer US-Politik nicht absprechen. Die Kreation besingt quasi den Schöpfer – eigentlich ganz clever. Das war's dann aber auch schon mit aller Doppelbödigkeit, der Rest ist stringent, blutig, aber überraschend unvorhersehbar. Aja schickt – im Gegensatz zur „Wrong Turn“-Konkurrenz – diesmal eine Familie in den vermeintlich sicheren Tod. Das ist interessant, so kann man sich zu Beginn doch kaum ausmalen, wer denn nun als erstes ins Gras – oder besser in den Sand – beißen muss. Und bis die ersten Inzest-/Strahlungs-Opfer-/Kannibalen-Farmer die Leinwand betreten und mit ihrem Aussehen irgendwie so gar nicht gruselig sein wollen, gestaltet sich das Wes-Craven-Remake als eine durchaus spannende Angelegenheit. Zur Lachnummer gerät der Film gerade deshalb nicht, weil bei Aja dem Tod noch immer eine Bedeutung beigemessen wird. Ebenso überraschend wie er kommt, wird er anschließend auch betrauert. Diese Feinfühligkeit kommt dem Film unwahrscheinlich zugute und ehe die Gewalt in ihrem angeklebt wirkenden Finale schließlich ausschließlich zum Selbstzweck gerät, macht „The Hills Have Eyes“ mit seinen leisen Zwischentönen und einem großartigen Score, einen überraschend homogenen Eindruck. Innerhalb seines Genres also sicherlich eine Größe, am Ende des Tages aber immer noch ein typischer Backwood-Slasher, der sich der politisch motivierten Lesart seines Originals zwar niemals vollkommen entledigt und sie auch durchaus clever zu modernisieren weiß, sie schlussendlich aber höchstens zu einem netten Gimmick – zwischen all den Blutspritzern und Fleischwunden – zu degradieren wagt. 

6/10 

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