Man möchte Alexandre Aja und seiner
erst zweiten Regie-Arbeit ja nicht allzu viel Intelligenz
unterstellen, aber wenn einer der Kannibalen inmitten des obligatorischen Gekröse-Finales plötzlich beginnt die
amerikanische Nationalhymne zu singen, dann kann man „The Hills
Have Eyes“ einen gewissen kritischen Subtext bezüglich historischer US-Politik nicht absprechen. Die Kreation besingt quasi den Schöpfer
– eigentlich ganz clever. Das war's dann aber auch schon mit aller
Doppelbödigkeit, der Rest ist stringent, blutig, aber überraschend
unvorhersehbar. Aja schickt – im Gegensatz zur „Wrong
Turn“-Konkurrenz – diesmal eine Familie in den vermeintlich
sicheren Tod. Das ist interessant, so kann man sich zu Beginn doch
kaum ausmalen, wer denn nun als erstes ins Gras – oder besser in
den Sand – beißen muss. Und bis die ersten
Inzest-/Strahlungs-Opfer-/Kannibalen-Farmer die Leinwand betreten und
mit ihrem Aussehen irgendwie so gar nicht gruselig sein wollen,
gestaltet sich das Wes-Craven-Remake als eine durchaus spannende
Angelegenheit. Zur Lachnummer gerät der Film gerade deshalb nicht,
weil bei Aja dem Tod noch immer eine Bedeutung beigemessen wird.
Ebenso überraschend wie er kommt, wird er anschließend auch
betrauert. Diese Feinfühligkeit kommt dem Film unwahrscheinlich
zugute und ehe die Gewalt in ihrem angeklebt wirkenden Finale
schließlich ausschließlich zum Selbstzweck gerät, macht „The
Hills Have Eyes“ mit seinen leisen Zwischentönen und einem
großartigen Score, einen überraschend homogenen Eindruck. Innerhalb
seines Genres also sicherlich eine Größe, am Ende des Tages aber immer
noch ein typischer Backwood-Slasher, der sich der politisch
motivierten Lesart seines Originals zwar niemals vollkommen entledigt
und sie auch durchaus clever zu modernisieren weiß, sie
schlussendlich aber höchstens zu einem netten Gimmick – zwischen
all den Blutspritzern und Fleischwunden – zu degradieren wagt.
6/10
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