Sonntag, 17. August 2014

"The Act of Killing" [ID '12 | Joshua Oppenheimer]

Wenn diese Menschen nun – Männer, Väter, Großväter, Mörder, Massenmörder - sich wie Gangster aus einem 50er Jahre Hollywood-Film verkleiden, von Pacino und Brando schwafeln und ihre Taten - echte, unwiderrufliche Morde - mit Kunstblut und billigen Masken nachstellen, dann hebt „The Act of Killing“ die Grenzen zwischen Realität und Fiktion endgültig auf. Sie fiktionalisieren ihre Taten, und wir schauen ihnen dabei zu. Sie stellen Kinobilder nach, werfen sich in Pose, imitieren Habitus und Gerede, verzerren die Wahrheit zum Maskentheater. Aber das hier ist echt. Freie Männer nennen sie sich. Freie Männer, die sich – wenn sie sagen, dass sie es tun mussten, obwohl es falsch war – als unfrei erweisen, weil sie die Kraft zur Entscheidung an andere abgegeben haben. Freie Männer, die bis heute unfähig sind, sich ihren Taten zu stellen und die im Fernsehen gefeiert werden als jene, die einen möglichst humanen Weg der Tötung auszutarieren versuchten. Spätestens die letzten zwanzig Minuten folgen dann Szenen von unfassbarer Intensität, die auch die Frage nach dem Wert einer solch späten Einsicht aufkommen lassen. Wie viel ist ein Leben wirklich wert?

7/10

6 Kommentare:

  1. Die "späte Einsicht" war für mich nur für den Film gestellt. In der Schule würde ich dem Regisseur eigentlich die Note 6 geben mit der Begründung "Thema verfehlt". Zum Glück hat der Quatsch jedenfalls nicht den Oscar gewonnen.

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  2. Muss ich noch sehen, aber die Laufzeit des Director's Cuts schreckt ein bisschen ab.

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    1. Mhm, wusste gar nicht, dass es davon eine noch längere Version gibt. Ich hatte ihn im TV gesehen und fand die Länge eigentlich ideal. Schau dir also einfach die an, wenn das dein Komplettierungs- und Vollständigkeits-Fimmel irgendwie zulässt. ^^

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    2. Meinst du die 90-Minuten-Arte-Fassung? Die war doch, soweit ich das mitbekommen habe, nur ein halber Film. Der DC läuft knapp 160 Minuten.^^

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    3. Wtf, du hast Recht. Warum macht gerade Arte sowas? Dachte erst du meinst den zweiten Film, der noch kommen soll und sich mit den Familien der Opfer beschäftigt. Da hab ich offenbar ebenfalls etwas nachzuholen..

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    4. Deshalb habe ich den Film im TV, auch auf meiner Fernsehfilmliste, gar nicht erst beachtet und mir gleich die Scheibe in der Langfassung besorgt. Wäre das erste Mal, dass Arte solchen zerstückelten Mist gesendet hat.

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