Samstag, 26. September 2015

"Hugo Cabret" [US ´11 | Martin Scorsese]

Es gibt sie also noch. Ich hätte es ja nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen (Kinder-)Augen gesehen hätte. „Hugo Cabret“ - gestatten: ein Kinderfilm, Herzensfilm, Familienfilm, was heißt, dass hier die gesamte Familie auf ihre Kosten kommt. Und ein Ensemblefilm, wenngleich eine ganze Reihe bekannter Gesichter hier nur Weihnachtsdekoration ist, die die Bahnhofhalle etwas farbenprächtiger strahlen lässt. Manchmal registriert man sie überhaupt nicht, aber man ist doch froh, dass sie trotz allem da ist. Die Magie liegt ohnehin in den funkelnden Kinderaugen, im Stellvertreter-Staunen, den Zwischenmenschlichkeiten, weil Scorsese nicht das Risiko scheut seine Geschichte auf zwei jungen Schultern zu verteilen. Die Jungen werfen einen Blick zurück und die Alten dürfen sich daran erinnern, wie es war die Wunder dieser Welt das erste Mal erfahren zu dürfen; daran wie unendlich sie schienen, unendlich wertvoll, überwältigend ganz im Sinne des Wortes, sentimental, verklärt, trotzdem tröstend, Staubschicht mit zerfurchten Fingern zusammengeschoben. Daran wie einem die Worte fehlten zu beschreiben, was der Verstand noch gar nicht zu fassen mochte. Das Kino noch jungfräulich. Dennoch ist dieser Blick kein wehmütiger. Einer der letzten großen Zauberkünstler verneigt sich lediglich vor jenen, die ihm die Tricks beibrachten; inbrünstig, mit der Begeisterungsfähigkeit eines Kindes und auch durch die Augen eines solchen. In einer gerechten Welt stünde „Hugo Cabret“ irgendwann in einer Reihe mit Filmklassikern wie „E.T.“ - kein Marvel-Film. Denn das Kino ist heilig und wertvoll, weil es uns daran erinnert Kind zu sein. Und der Zauber existiert. 

7/10

Dienstag, 15. September 2015

"Punch-Drunk Love" [US '02 | Paul Thomas Anderson]

Ein unheimlich kraftvoller, ganz und gar und ganz im Wortsinn schräger, aber immer liebevoller Ausflug eines Regisseurs, der keinem mehr etwas beweisen muss. "Punch-Drunk Love" beherbergt so viel und vermag noch mehr zu geben. Er weiß über das eingepfercht, das in die Ecke gedrängt und von Erwartungen erdrückt sein zu berichten, von verpassten Chancen und den Traumatas der Vergangenheit. Er begleitet eine schrullige Figur, gibt sie aber nicht der Lächerlichkeit preis, weil sie universell genug ist, um jeder von uns sein zu können. Anderson's Tempo ist in jedem Moment eigenwillig und trotz 90 Minuten Lauflänge schwierig zu adaptieren. Er inszeniert komplex und anspruchsvoll, schreibt aber Dialoge von imponierender Klar- und Direktheit. "Punch Drunk Love" weckt das Verlangen, dem, was einen kaputt macht und dem, was fremden Ansprüchen entwächst, einfach zu entfliehen. Und vielleicht ist das ein zentrales Thema des Films: der Ausbruch aus einer fremdgesteuerten Welt und damit auch ein Ausbruch aus einer konstruierten Form des Selbstbildes. Ein Ausbruch aus sich selbst.

7/10

Dienstag, 1. September 2015

Zuletzt gesehen: August 2015

"Paris, Texas" [DE, FR, US '84 | Wim Wenders] - 6/10

"Polizeiruf 110: Cassandras Warnung" [DE '11 | Dominik Graf] - 4/10

"The Unborn" [US '09 | David S. Goyer] - 3/10

"Cube" [CA '97 | Vincenzo Natali] - 3/10

"Community" [US '15 | Season 6] - 6.5/10

"Die sieben Samurai" [JP '54 | Akira Kurosawa] - 7/10

"Top of the Lake" [AU, UK, US, NZ '13 | Season 1] - 5.5/10

"True Detective" [US '15 | Season 2] - 4/10

"Vikings" [CA, IL '13 | Season 1] - 6.5/10

"Vikings" [CA, IL '14 | Season 2] - 7/10

"Vikings" [CA, IL '15 | Season 3] - 6/10

"Vanilla Sky" [US '01 | Cameron Crowe] - 5/10

"Ex Machina" [UK, US '15 | Alex Garland] - 6/10

"Anchorman" [US '04 | Adam McKay] - 5/10

"Cable Guy" [US '96 | Ben Stiller] - 4/10

"The Secret Life of Walter Mitty" [US '13 | Ben Stiller] - 4.5/10

"Pacific Rim" [US '13 | Guillermo del Toro] - 4/10

"Memories of Murder" [KR '03 | Bong Joon-ho] - 8/10

"Oblivion" [US '13 | Joseph Kosinski] - 5.5/10

"Joint Security Area" [KR '00 | Park Chan-wook] - 7/10

"Sinister" [US '12 | Scott Derrickson] - 3/10