Freitag, 2. November 2012

"Sherlock" [UK '10 / '12 | BBC]

„Ein Fall von Pink“ [UK '10 | Paul McGuigan]

Fall #1: Der Umzug von Doyle's ikonischer Romanfigur in die Moderne scheint ebenso problemlos vonstattenzugehen, wie sich zwischen den beiden Hauptdarstellern Cumberbatch (Sherlock) und Freeman (Watson) eine amüsante, aber nie alberne „Beziehungskiste“ entwickelt. „Sherlock“ lebt von seinen verschrobenen Charakteren und den immer wieder entstehenden Wortgefechten zwischen dem soziopathischen Ermittler-Genie Sherlock und dem Kriegsheimkehrer Dr. Watson. Bei „Ein Fall von Pink“ ist alles der Zusammenführung der beiden zentralen Figuren untergeordnet, da stört es auch nicht weiter, wenn der sorgsam vorbereitete Twist am Ende nicht so genial ist, wie er im Vorfeld angekündigt wurde, zumal sich der neue Sherlock inszenatorisch herrlich verspielt und optisch hochauflösend präsentiert.

7/10

„Der blinde Banker“ [UK '10 | Euros Lyn]

Fall #2: Ziemlich ermüdender und nichtssagender zweiter Ausflug in London's Unterwelt. Erschreckend wirr erzählt, nie wirklich stringent und sein spannungsarmes Finale tritt „Der blinde Banker“ eine gefühlte Ewigkeit lang breit. Immerhin bleibt ein charmantes Ermittler-Duo, das dem sichtlich ambitionierten, aber nie interessanten Fall mit dem selben Enthusiasmus begegnet, wie es schon in „Ein Fall von Pink“ der Fall (haha: Wortwitz) war. Verschenkt.

4/10

„Das große Spiel“ [UK '10 | Paul McGuigan]

Fall #3: Besser. Was auch mit der Rückkehr McGuigan's zusammenhängen könnte, der anschließend auch für zwei weitere Fälle den Regiestuhl wärmte. Streckenweise ein hochspannendes Wettrennen gegen die Zeit, welches sich aber durch das repetitive Prinzip des mysteriösen Widersachers auch nicht einiger Längen erwehren kann. Dennoch rasant inszeniert, toll gefilmt und wieder einmal durch die Präsenz seiner beiden Hauptfiguren enorm aufgewertet. Der ganz große Wurf ist es dann zwar doch nicht geworden, dazu fehlt es Moriarty's finalem Auftauchen an großen Momenten.

6/10

„Ein Skandal in Belgravia“ [UK '12 | Paul McGuigan]

Fall #4: Bisweilen an ein James Bond-Abenteuer erinnernd, vollgestopft mit allerlei Twists und Sherlock sieht sich das erste Mal mit komplizierten Gefühlen konfrontiert. Ein ebenso ironischer, wie tendenziell zur Überkonstruktion neigender Kriminalausflug im globalen Anstrich. Nicht ganz so spaßig wie „Ein Fall von Pink“, dafür reich an allerlei scharfzüngigen Dialoggefechten zwischen Sherlock und der Domina Irene Adler.

6.5/10

„Die Hunde von Baskerville“ [UK '12 | Paul McGuigan]

Fall #5: Das dynamische Duo verlässt das erste Mal London und es geht Raus in die ländliche Idylle von Baskerville. Das sieht alles sehr schick aus und lässt zunächst auch durchaus hoffen, entwickelt sich dann aber in eine – für meinen Geschmack – völlig falsche Richtung. Dann geht es um Militärstützpunkte, geheime Experimente und psychotische Opfer. Schade, selbst die letztliche Auflösung ist lahm.

4/10

„Der Reichenbachfall“ [UK '12 | Toby Haynes]

Fall #6: Der Fall, der allen anderen Fällen die Schuhe mitsamt Socken auszieht. Ein Staffelfinale, das all seinen Ansprüchen absolut gerecht wird. Das hochspannende Aufeinandertreffen zwischen Sherlock und Moriarty, welches in der bislang dramatischsten Szene der Serie gipfelt, ist ebenso rasant inszeniert, wie clever verstrickt und wie gewohnt toll gespielt von einem restlos überzeugenden Cumberbatch und dem extrem sympathischen Freeman. Die wahre Klasse dieser Episode wird sich aber wohl erst in der bereits geplanten dritten Staffel zeigen.

8/10

Fazit: BBC hat alles richtig gemacht. „Sherlock“ funktioniert gerade durch die Verlagerung in die Moderne ohne Abstriche. Das Punktesystem sollte man an dieser Stelle auch nicht allzu ernst nehmen. Selbst die schlechter bewerteten Episoden sind aufgrund des sympathischen Darsteller-Duos und den durchweg hochwertigen Dialogen noch absolut sehenswert. Season 3 kann kommen!

5 Kommentare:

  1. Ich hab ja (welch Überraschung!) noch nichts von der Serie gesehen und hab es auch nicht vor. Schon allein ein Bild von Cumberbatch in der Rolle und meine Kopfschmerzen gehen los. Deshalb, selbst wenn du die Serie am Ende doch magst, ist es erfreulich, dass du sie letztlich nicht wie der Rest der Menschheit von vorn bis hinten abfeierst.

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    1. Hab mich bemüht. Wenn du Cumberbatch nicht magst, kannst du "Sherlock" tatsächlich vergessen - was ein wenig schade ist.

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    2. Ich hab eigentlich nichts gegen ihn, aber ich finde man sollte Holmes langsam ruhen lassen und nicht in Gestalt eines Milchbubis wieder rauskramen.

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    3. Sehe ich anders, habe aber auch kein weiteres Verhältnis zu Holmes als Roman- und Filmfigur. Naja - mach was du willst, ich würde zumindest die erste Episode ausprobieren. ;)

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  2. @ Lars

    Demnach könnte man sich ja Neuinterpretationen alter Stoffe sparen.
    Ob die Serie nun den "Hype" rechtfertigt muss jeder für sich entscheiden.
    Die Umsetzung ist auf jeden Fall hochwertig und die Übertragung des Stoffes in die Moderne, nun meiner Meinung nach erfrischend.

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