Freitag, 17. August 2012

"The Avengers" [US '12 | Joss Whedon]

Tatsächlich. Marvel's „The Avengers“ ist gar nicht mal so schlecht. Eigentlich sogar richtig gut. Irgendwie. Viel erwartet hatte ich ja nicht, zumal mir die virale Marketingkampagne in ihrer Penetranz irgendwann nur noch gehörig auf die Nerven ging und die erschreckend generisch anmutenden Trailer bei mir nur ein müdes Schulterzucken verursachten. Ich war entschlossen die nächste dreist-blöde Comic-Verfilmung ohne Herz und Seele entschlossen zu boykottieren. Glücklicherweise ohne Erfolg. Denn Joss Whedon hat es tatsächlich vollbracht, eine unterhaltsame, sich nie zu ernst nehmende und nicht allzu plumpe Superhelden-Geschichte zu erzählen. Das ist Popcorn-Unterhaltung, wie sie sein sollte: Leicht verdaulich, gut gelaunt und immer an ein gewisses Anspruchsniveau appellierend. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. 

Jeweils in ihren eigenen Filmen ausreichend ausformuliert und eingeführt in den Marvel-Kosmos, sollte die Zusammenführung der Rächer der große Knall einer zwei Jahrzehnte betriebenen Unternehmens-Strategie bilden. Bis auf Hawkeye und Black Widow erhielt jeder Rächer sein eigenes Filmabenteuer (Norton wurde lediglich durch Ruffalo ersetzt) und über vier Jahre hinweg teaste Nick Fury (Samuel L. Jackson) mit seinen finalen Cameos das größte aller Filmprojekte an. Und „The Avengers“ konnte der über die Jahre hinweg immer größer werdenden Erwartungshaltung tatsächlich entsprechen. Der hochbezahlte Robert Downey Junior erfuhr in seiner Rolle des Iron Man erwartungsgemäß eine immense Zentrierung als Dreh- und Angelpunkt für schnippische Dialoge, mal mehr oder weniger coole Sprüche und die reichlich vorhandenen Action-Sequenzen. „The Avengers“ - die Iron-Man-Show! 


Black Widow (Scarlett Johansson) schöpft ihre Daseinsberechtigung dagegen in erster Linie aus ihren äußeren Vorzügen, so ist sie doch als wirklich hilfreiche Streitkraft eher ungeeignet (gibt dem Mädel doch mal 'ne richtige Wumme!). Am selben Problem krankt auch Hawkeye (Jeremy Renner), zwar darf dieser zumindest als willenloser Handlanger kurzweilig glänzen, jedoch wirkt er in seiner Kräfte-mäßigen Unterlegenheit den anderen gegenüber, in der Rächer-Initiative eher deplatziert. Heimlicher Star bleibt aber der glänzend aufgelegte und perfekt besetzte Mark Ruffalo als grünes Wutmonster. In seinen CGI-Sequenzen ist dieser für einige (!) Lacher gut und in seinen Auftritten als Strahlen-Wissenschaftler gelingt es ihm endlich einmal jene tragische Komponente aus seinem Charakter herauszuarbeiten, die bei Norton und Bana beinahe gänzlich fehlte. Thor (Chris Hemsworth) kommt derweil gar nicht mal so unsympathisch daher und Loki (Tom Hiddleston) als göttlicher Antagonist ist zumindest nicht störend. 


Hier und da, hätte Whedon das Rächer-Abenteuer sogar noch um einige Minuten kürzen können, denn gerade die Einleitung verläuft ein wenig zäh, doch unterm Strich bleibt in erster Linie die wunderbare Erkenntnis, dass die Marvel Studios nach jahrelangen Klogriffen, endlich ihren Weg gefunden zu haben scheinen. Bitte, bitte weiter so.

6/10

2 Kommentare:

  1. Naja, es gab auch vor den AVENGERS richtig tolle Marvel-Comicverfilmungen. ;)

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    1. Von den Marvel Studios mochte ich nur das Spiderman-Franchise und Iron Man, welcher vier Jahre her war. Danach kam Dreck, bis 2012 eben. ;)

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