Sonntag, 10. März 2013

"...denn sie wissen nicht, was sie tun" [US '55 | Nicholas Ray]

Noch bevor Dustin Hoffman spießige Hochzeitsgesellschaften (ver-)störte oder Tyler Durden sich in Kellern boxte, gab's da diesen Kerl in der roten Jacke. Diesen Schönling, diesen rebellischen Aufreißer, der wie kein zweiter die Augen zu kleinen Schlitzen verengte, während die Kippe lässig in seinem Mundwinkel hing. Dieser Kerl, der Neue nebenbei bemerkt, der ehe er sich versah zur Vaterfigur geriet, ohne dass der eigene je seinen Erwartungen entsprach. Und dieser Vorfall, dieser blöde Unfall, der damals alles in Gang brachte. Die Trauer hielt nicht lange an, er schnappte sich das Mädchen. Aber einmal in seinem Leben wollte er „das Richtige“ machen, wollte sich stellen und dem selbst auferlegten Idealismus folgen. Seinen Eltern gefiel das überhaupt nicht. Schließlich kam doch alles anders, wäre auch ein kurzer Film geworden. Gemeinsam flüchtet die kleine „Familie“ in eine leerstehende Villa am Rande der Stadt – ein Riesending. Plötzlich geht alles ganz schnell: Rachsüchtige Rowdys, mitgebrachte Knarre, tief sitzender Familienkomplex und Flucht ins Planetarium. Kurz herrscht Stille, sie sind so klein und das Universum so groß. Angesichts des großen Ganzen, der überwältigenden Unendlichkeit wirken ihre Probleme nichtig. Der Kerl gibt seinem Freund seine rote Jacke, die er bis zu diesem Zeitpunkt so ikonisch spazieren trug. Eine letzte Geste für eine ganze Generation. Tragisch wird’s schließlich nur durch externen Einfluss. Denn sie wussten, was sie tun...

8/10  

4 Kommentare:

  1. Passt ja wunderbar. Gestern erst gesehen. War mein erster Film von Nicholas Ray und auch mein erster mit James Dean. Jetzt verstehe ich, was alle so an dem haben. Selten so viel Ausstrahlung gesehen. Ich hatte auch schon mal endlich wieder einen Kommentar angefangen und unter anderem auch über Hoffman eingeleitet. Hoffe, dass wir uns da nicht in die Quere kommen. ;-)

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    1. Gleichfalls. Ein saucooler Bengel ist das! | Das schreit nach Plagiat! ;)

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  2. Punsha hat den pathetischeren Text geschrieben (das passt mit den Anfangsbuchstaben auch), _Garfield einen fluffigen von oben herab. Ich würde UNENTSCHIEDEN sagen zwischen euch, denn beide Texte wissen stilsicher, worüber sie berichten. Gefällt mir. IHR seid coole Bengel! Fehlt nur noch die Kippe. ;)

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    1. Als jemand, der den guten Punsha sehr schätzt, nehme ich das natürlich als großes Kompliment. Und wir sind alle coole Bengel! :)

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