Samstag, 21. Januar 2017

"Don't Think Twice" [US '16 | Mike Birbiglia]

Ein absolut lohnenswerter Blick hinter die Kulissen einer New Yorker Impro-Gruppe. Humor ist hier nicht nur Bestandteil alltäglicher Umgangsformen oder Bewältigungsstrategie angesichts jener Arschtritte, die das Leben beizeiten aus der Bahn werfen, sondern auch eine Kompetenz, die die Freunde auf der Bühne abseits davon in einen Wettstreit eintreten lassen. Dann erzählt „Don't Think Twice“ auch vom Neid, dem lästigen, wenn sich die Karrierewege trennen und die Angst umgeht, auf ewig in den Kellern halb verlotterter Stand-Up-Bars den Clown zu mimen und den Wunsch es endlich auf der großen Fernsehbühne tun zu dürfen, von der Sehnsucht gesehen zu werden oder vom Widerspruch als Teamplayer seiner Intuition zu folgen, um zahlendem Publikum einen unbeschwerten Abend zu bereiten und dem Ehrgeiz aus dem Schatten seines Ensembles herauszutreten; dem Widerspruch das Leben mit Leichtigkeit zu nehmen und aus den Komplikationen des Alltags eine Pointe zu dichten und der Unbarmherzigkeit des Geschäfts. Diese sehr ambivalenten, komplexen Gefühlswelten aufstrebender Comedians, von denen man nicht weiß, ob sie zuvorderst Freunde oder doch Konkurrenten sind, fängt „Don't Think Twice“ beinahe semi-dokumentarisch und doch gleichzeitig ungeheuer einfühlsam ein. Eine klassische Milieu-Studie also, die einem sehr andere, sehr spannende Lebensentwürfe näher bringt und weder urteilt, noch beschönigt, wenngleich das Klischee vom bösen TV-Boss hier lediglich der romantischen Idee dienlich ist, die „Kommune“ gegen das verschleißende, schnelllebige Fernsehgeschäft zu verteidigen. Solche Makel sind vergessen, wenn der Film dem Theater seine Liebe gesteht und die Bühne zu jenem Ort erhebt, an der alle kommunikativen Barrieren überwunden werden - wo Wunden nicht nur aufgerissen, sondern auch wieder geheilt werden können.

6/10 

1 Kommentar:

  1. Ich wusste nie so recht, was der Film eigentlich von mir will. Zumindest in meinem Fall war von Einfühlsamkeit also nichts. Im Endergebnis daher eher enttäuschend.

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