Sonntag, 15. November 2015

"Sicario" [US '15 | Denis Villeneuve]

Villeneuve beschenkt das fleischlose Drehbuch mit starken Bildern und spannungsgeladenen Versuchsanordnungen. Dabei tut er gut daran, die Perspektive einer jungen FBI-Agentin nie zu verlassen, denn es gibt ihm die Möglichkeit den Blick immer wieder zu verstellen, einzuschränken und Dinge im Dunkeln zu lassen, die dort verborgen eine viel größere Wirkung entfalten. Gerade die Einfahrt nach Juarez vermag es ein Gefühl für die stetige, umfassende Paranoia zu vermitteln, die Polizei und Militär an den Grenzen Mexikos in den Innenräumen schwer gepanzerter SUV's erfassen muss. Trotzdem ist das natürlich lediglich eine Aneinanderreihung von Spannungsmomenten, die den angeschnittenen Themenkomplexen intellektuell nicht einmal annähernd Rechnung tragen. Dafür ist das Drehbuch wie gesagt viel zu einfältig, saft- und kraftlos. Dementsprechend hat "Sicario" entweder nichts zu erzählen oder weiß nicht was er erzählen soll. Es wird weder ein tieferer Einblick in die Hierarchien der US-Behörden, noch in die Strukturen der mexikanischen Kartelle gewährt; die Integration eines Subplots um einen korrupten, mexikanischen Polizisten (und Familienvater: ganz wichtig!) ist nur ein ungelenker Versuch die Geschehnisse narrativ auszubreiten und ambivalenter zu machen. Am Ende bleibt nicht viel mehr als gezielte Kopfschüsse, viel Lärm um Nichts - und Emily Blunt.

5/10

1 Kommentar:

  1. Dementsprechend hat "Sicario" entweder nichts zu erzählen oder weiß nicht was er erzählen soll.

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